Vertrauenswürdige KI als Wettbewerbsvorteil
In diesen Wochen und Monaten entscheidet Europa über die Zukunft des hiesigen KI-Standorts. Die Freien Demokraten sehen Künstliche Intelligenz als „historische Chance“ für Deutschland.
„Wir haben die Möglichkeit, diese Technologie zu gestalten“, sagte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, am Dienstag beim Trustworthy AI Forum des Tagesspiegels in Berlin. „Ich will, dass wir das diesmal auch tun, hier in Deutschland, in Europa.“ Dabei müsse man stets über die Risiken sprechen und Anwendungen kritisch hinterfragen, so die Ministerin. KI müsse vor allem vertrauenswürdig sein, um in der Bevölkerung Akzeptanz zu finden und ihr Potenzial zu entfalten.
Historische Chance, aktive Gestalter zu sein
„Wir müssen über die Risiken sprechen“, erklärte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Manche Befürchtungen, wie etwa die vom Ende des Rechtsstaates, seien aber „typische German Angst“. KI werde nicht alle Ärzte, Richter und Journalisten ersetzen, sondern entlasten. „Jetzt haben wir die historische Chance, nicht nur passive Nutzer, sondern aktive Gestalter zu sein“, so das FDP-Präsidiumsmitglied. Vertrauenswürdige KI sei ein Wettbewerbsvorteil. Wer sollte hier „die höchsten Maßstäbe setzen, wenn nicht wir?“ Deutsche hätten schließlich die Steckdosen, das Auto, die Ampel, den Anschnallgurt und den Airbag erfunden.
„Hier ist mir wichtig, die Risiken bei der Regulierung nüchtern zu betrachten und die Regeln mit Augenmaß zu schaffen, damit wir uns keine Steine in den Weg legen“, so Stark-Watzinger weiter. „KI ist kein Toaster, sondern wie Elektrizität, eine grundlegende Technologie. Wir werden aus ihr eine vertrauenswürdige KI machen.“
Wir brauchen Europa bei diesen Technologien
Deutschland bringe, so Stark-Watzinger in ihrer Keynote, dafür bereits einen großen Teil an wichtigen Komponenten mit. KI-Professuren, Nachwuchsförderung, nötige Infrastrukturen sowie Kompetenz- und Servicezentren, Supercomputer und Rechenkapazität stünden zur Verfügung. Die Grundlagenforschung hierzulande sei so gut, dass „viele unserer Spitzenforscher mittlerweile im Silicon Valley zu finden“ seien. Mit dem KI-Aktionsplan der Bundesregierung und einer Investitionssumme von fast 500 Millionen Euro solle zudem die Schlagzahl im kommenden Jahr erhöht werden, damit noch agiler mit der Forschungsgemeinschaft und Start-ups an Herausforderungen gearbeitet werden könne.
All dies sei aber letztlich nicht ohne gesamteuropäische Zusammenarbeit möglich. „Deutschland ist keine Insel. Wir brauchen Europa bei diesen Technologien!“ Deswegen hat ihr Ministerium eine Zusammenarbeit mit Frankreich im Bereich der Supercomputing-Kapazitäten in der EU verabredet. Mit dem European AI Act wird eine einheitliche Regulierung für den sehr fragmentierten europäischen Markt geschaffen. „Nur im europäischen Schulterschluss können wir eine Spitzenposition in einer Welt powered by AI erreichen“, so Stark-Watzinger.
Digitalstandards für Europa mitgestalten
Derweil gab Digitalminister Volker Wissing bei der Veranstaltung „Einfach. Gemeinsam. Digital“ Einblick in den Umsetzungsstand der Digitalstrategie. Er betonte: „Digitalisierung lebt von Standardisierung. Und klar ist: Wer international die Standards setzt, dominiert den Markt. Wir dürfen nicht darauf warten, dass andere bei KI, Datenökonomie und Quantencomputing die Standards für uns vorgeben. Deutschland hat eine sehr dynamische Entwicklerszene. Ich will unseren Entwicklern, Programmierern und Start-ups den Rücken stärken. Daher setze ich mich in Europa für einen freien Datenverkehr und klare Standards bei KI ein. Als größte Industrienation kann Deutschland eine starke Rolle spielen, die Standards für das Teilen von Daten und den Einsatz von KI in Europa mitzubestimmen.“
Die Bundesregierung bringe sich deshalb bei der europäischen KI-Verordnung maßgeblich ein und das BMDV verhandelt auf G7-Ebene eine mögliche Selbstverpflichtung (Code-of-Conduct) für Entwickler von KI.