Startchancen-Programm entkoppelt Bildungserfolg vom Elternhaus
Bund und Länder haben sich auf ein milliardenschweres Programm zur Förderung von Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler geeinigt. Damit kann das Startchancen-Programm wie geplant zum Schuljahresbeginn 2024/25 starten.
Die PISA-Studie 2022 hat es nochmals bestätigt: Der Bildungserfolg in Deutschland hängt immer noch stark von der sozialen Herkunft ab. Mit dem Startchancen-Programm für Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler, auf das sich Bund und Länder nun geeinigt haben, wird ein neues Zeitalter im deutschen Bildungssystem eingeläutet. Es wird erstmals eine Verteilung von Bundesgeldern geben, die sich nicht – wie zumeist – am sogenannten Königsteiner Schlüssel orientiert, sondern in Teilen den tatsächlichen Bedarf der Bundesländer berücksichtigt. „Das ist ein echter Gamechanger. Dort, wo der Bedarf am dringendsten ist und die Herausforderungen für Kinder und Jugendliche am größten sind, sollen Startchancen-Schulen entstehen und am meisten Unterstützung erhalten“, erklärte Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger.
Das von ihr initiierte Startchancen-Programm im Umfang von 20 Milliarden Euro läutet einen überfälligen Paradigmenwechsel in der Bildungsfinanzierung ein. „Das ist der Einstieg in die bildungspolitische Trendwende, die wir dringend brauchen“, so das FDP-Präsidiumsmitglied. Am Freitag haben Bund und Länder ihre Vereinbarung dazu vorgestellt. „Das ist das größte und langfristigste Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik“, unterstrich Stark-Watzinger. „Damit können wir bis zu 4.000 Schulen nicht nur besser ausstatten, sondern sie durch bedarfsgerechte Schul- und Unterrichtsentwicklung in ihren pädagogischen Aufgaben unterstützen.“
Startchancen-Schulen erhalten ein Chancenbudget
Das Geld soll einerseits in die Ausstattung der Schulen, andererseits in mehr Personal für die Schulsozialarbeit fließen. Etwa 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler werden mit dem Programm zu Startchancen-Schulen. Die ausgewählten Schulen sollen mit Geld unterstützt werden, damit sie in eine bessere und moderne Lernumgebung investieren können. Dazu kommen Gelder zur freien Verfügung der Schulen – ein sogenanntes Chancenbudget. Außerdem sollen zusätzliche Stellen geschaffen werden.
Stark-Watzinger hob hervor, dass es damit eine Abkehr vom bisherigen Gießkannenprinzip gebe. Die Ressourcenverteilung erfolge gezielt dort, wo sie gebraucht werde. Sie wolle einen klaren Fokus auf die Basiskompetenzen legen und frühzeitig die Weichen für erfolgreiche Bildungswege stellen. „Indem wir allen jungen Menschen echte Startchancen ins Leben geben, legen wir das Fundament für das Aufstiegsversprechen und und sorgen für mehr Chancengerechtigkeit“, sagte Stark-Watzinger. „Nicht Herkunft soll über den Lebensweg entscheiden, sondern Talent – das ist das Ziel.“
Bildung ist der wichtigste Faktor für unseren Wohlstand
In der Debatte zum Bundeshaushalt 2024 hatte Stark-Watzinger betont: „Das Startchancen-Programm soll da unterstützen, wo es um das Fundament der Bildung geht. Es muss zum Schuljahr 2024/25 kommen. Der Bund hat geliefert, der Bund steht bereit: Eine Milliarde Euro pro Jahr für die nächsten zehn Jahre. Es geht um unseren Wohlstand, es geht ums Aufstiegsversprechen, und es geht um unsere Demokratie. Es ist Zeit, zu handeln.“
Die Bildungsministerin betonte dabei: „Bildung ist der wichtigste Faktor für unseren Wohlstand. Die Wissenschaft zeigt: Immer noch entscheidet die Herkunft über den Bildungsweg. Das ist die größte Ungerechtigkeit in unserem Land. Und die Wissenschaft zeigt: Wo Bildung leidet, leidet die Zustimmung zu unserer Demokratie.“ Daher sei jeder Euro ein Euro in die Zukunft unseres Landes.
Aufstiegschancen für eine Million Schülerinnen und Schüler
Bund und Länder ziehen hierbei an einem Strang und tragen dazu bei, dass der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft entkoppelt wird. Der Bund engagiert sich mit einer Milliarde Euro jährlich über die zehnjährige Programmlaufzeit. Die Länder beteiligen sich insgesamt in gleicher Höhe. Insgesamt wären dies dann rund 20 Milliarden Euro über zehn Jahre. Es ist das erste Mal, dass ein Programm mit dieser Größe und Laufzeit im Bildungsbereich umgesetzt wird – ein absolutes Novum.
Ziel ist es, dass das Startchancen-Programm zum Schuljahr 2024/25 an den Start geht. Im September hatten Bund und Länder Eckpunkte vorgelegt. Demnach soll etwa jede zehnte Schule und Berufsschule im kommenden Jahrzehnt von zusätzlicher Förderung profitieren – erreicht werden sollen rund eine Million Schülerinnen und Schüler. Zum Vergleich: Insgesamt gibt es rund 40.000 Schulen mit knapp elf Millionen Schülern in Deutschland.
Es gehe um die Zukunft unserer Kinder und den Wohlstand unseres Landes, so Stark-Watzinger. Mit dem Startchancen-Programm investieren Bund und Länder gemeinsam in erfolgreiche Bildungsbiografien, in Fachkräfte von morgen, in unsere Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowie in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und die Stabilität unserer Demokratie. „Wir setzen Impulse für ein moderneres und leistungsfähigeres Bildungswesen und erneuern das Aufstiegsversprechen“, erläuterte die Bildungsministerin.
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