Hießerich-Peter übernimmt das Ruder
Aufbruchstimmung bei der Saar-FDP: Angelika Hießerich-Peter wurde auf dem Landesparteitag zur neuen Landesvorsitzenden gewählt. Sie will die Partei wieder inhaltlich breiter aufstellen, insbesondere die Themen Bildung und digitale Transformation müssten zurück ins Zentrum rücken.

Der Landesverband der FDP Saarland hat am Wochenende auf einem außerordentlichen Parteitag in Wadgassen eine neue Landeschefin bestimmt. Angelika Hießerich-Peter wurde mit 65 Prozent der Stimmen zur neuen Landesvorsitzenden gewählt. Die 61-Jährige folgt auf Oliver Luksic, der den Landesverband über vierzehn Jahre hinweg geführt hatte. Zuvor war Hießerich-Peter bereits stellvertretende Landesvorsitzende. In ihrer Bewerbungsrede machte die Hotelbesitzerin aus Mettlach deutlich, worauf sie ihren Fokus legen will: auf den Mittelstand – und auf mehr Teamarbeit statt Einzelkämpfertum innerhalb der Partei.
Die FDP als „radikale moderne Mitte“ positionieren
Das Saarland, so ihre Einschätzung, brauche eine starke liberale Stimme: „Eine Parteienlandschaft, die dem Bundesland mit den größten Strukturproblemen und dessen Bürgern nur eine schuldenverliebte SPD, eine völlig kontur- und prinzipienlose CDU und eine dümmlich-populistische AfD anbietet, braucht ein liberal-bürgerliches Korrektiv.“ Hießerich-Peter will die FDP als „radikale moderne Mitte“ positionieren – als Gegenentwurf zu „linken Umverteilern, grünen Moralisten oder plumpen Populisten“.
Für die Landtagswahl 2027 fordert sie ein Wahlprogramm, das nicht nur ökonomische Themen aufgreift, sondern wieder Bildung und Digitalisierung in den Mittelpunkt stellt. Hießerich-Peter bedauert, dass die Freien Demokraten zuletzt auf die Themen Finanzen und Schuldenbremse reduziert worden seien. Für sie persönlich steht fest: „Liberalismus ist ein Lebensgefühl.“ Und weiter: „Wir sind die Partei der Freiheit: Im Staat, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft.“ Auch der scheidende Oliver Luksic betonte in seiner Abschiedsrede — „nur Wirtschaftspolitik wird für uns im Saarland nicht reichen“. Ziel solle es sein, „das Saarland zu einem Ort von IT, Digitalisierung und der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zu machen“.
Politik für alle, die die nächste Stufe erreichen wollen
Gegenüber der Saarbrücker Zeitung erklärte Hießerich-Peter zuletzt, sie wolle insbesondere die Berufsschulen stärker in den Fokus rücken: „Wir müssen gerade hier viel mehr tun. Das deutsche Modell ,Duale Ausbildung‘ war mal Vorbild in ganz Europa. Da müssen wir wieder hin.“
Auch wirtschaftspolitisch will sie neue Akzente setzen: „Wir wollen Politik machen für diejenigen, die den nächsten Step auf der Leiter machen wollen, die vorankommen wollen, die nach der Mietwohnung irgendwann das kleine Häuschen finanzieren wollen.“ Kritik äußerte sie an der wirtschaftlichen Ausrichtung der SPD-geführten Landesregierung, die vor allem auf Großindustrie und Subventionen setze. Die FDP hingegen wolle die Rahmenbedingungen für alle Unternehmen verbessern – insbesondere kleine und mittelständische Betriebe würden unter einer ausufernden Bürokratie leiden. Für 2027 kündigte sie einen klaren Kurs und ein starkes Team an.
Neben der neuen Vorsitzenden wählte der Parteitag auch den übrigen Landesvorstand. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden Gudrun Bierbrauer Haupenthal, Dr. Helmut Isringhaus und Julian Brenner bestimmt. Im Amt des Landesschatzmeisters bleibt Roland König. Neuer Generalsekretär ist Dr. Hanno Thewes. Komplettiert wird der Vorstand durch Helena McKenzie als Schriftführerin sowie die Beisitzer Dr. Jeannine Bonaventura, Christian Brill, Ivo Sonntag, Dr. Klaus Kieser, Eric Spaniol, Danny Marlon Meyer und Tobias Kuhn.