Die FDP wird weiblicher
Der Bundesvorstand der Freien Demokraten hat am Montag die Vorsitzenden der Bundesfachausschüsse neu berufen. Eines sei verraten: Es gab weiblichen Zuwachs.
FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hatte jüngst versprochen, dass sich die Freien Demokraten auch in Zeiten der Regierungsbeteiligung programmatisch und organisatorisch kontinuierlich weiterentwickelten. Der Erfolg der kommenden Jahre hänge von kompetenten Führungspersonal und einer lebendigen, attraktiven Parteistruktur ab.
„Wir wollen Deutschland modernisieren, dann muss sich auch die FDP als Partei weiter modernisieren. Deswegen müssen wir in den nächsten Monaten und Jahren gemeinsam festlegen, wie eine moderne liberale Partei der Zukunft aussieht“, kündigte Djir-Sarai an. Einen Meilenstein dahin hat der Bundesvorstand zurückgelegt. Mit der Berufung von jetzt acht Frauen und neun Männern als BFA-Vorsitzende, hat sich das bisherige Verhältnis deutlich verbessert: Zuvor war es eine Frau zu 16 Männern.
So hat Svenja Hahn den Vorsitz des BFA Internationale Politik von Michael Link übernommen. Katja Hessel folgt Volker Wissing im BFA Finanzen, Steuern und Haushalt, Lisa Deissler ersetzt Björn Försterling im BFA Bildung, Forschung & Technologie, Alena Trauschel übernimmt den BFA Familie, Senioren, Frauen & Jugend von Grigorios Aggelidis, Daniela Kluckert ist künftig für den BFA Medien, Internet und digitale Agenda zuständig und löste Maxim Hauk ab. Carina Konrad steht nun dem neuen BFA Klima und Energie vor. Judith Skuldeny hat den Vorsitz des BFA Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit von Horst Meierhofer übernommen. Christine Aschenberg-Dugnus bleibt Vorsitzende des BFA Gesundheit.
Das Ombudsmitglied Christopher Gohl, der sich selbst auf weitere zwei Jahre als Vorsitzender der Kommission Freiheit und Ethik, freut, ist zufrieden:
Er meint: „Eine starke liberale Partei ist ein Bollwerk der liberalen Demokratie — machen wir uns stärker, größer und besser!“ Er hatte in seiner Rede auf dem Bundesparteitag im April auf die Beschlüsse des Parteitags im Jahr 2019 verwiesen, wonach die FDP den Frauenanteil in Ämtern und Mandaten erhöhen will. Dazu sollen unter anderem Zielvereinbarungen für die einzelnen Parteigliederungen bis hin zu Ortsverbänden beschlossen werden. Es gebe hier „ein Umsetzungsdefizit“, sagte Gohl zu den Zielvereinbarungen. Er wolle niemandem die Schuld daran zuweisen. Allerdings solle nun umgedacht werden: „Wir sollten nicht warten auf zentrale Umsetzung aus Berlin, wir sollten vor Ort anfangen.“
Den Parteimitgliedern an der Basis empfahl Gohl unter anderem, Freundinnen anzusprechen, ob sie in die FDP eintreten wollten, und weibliche Parteimitglieder nach ihren Erfahrungen zu befragen. „Frauen erleben in der Regel eine andere Partei als Männer“, sagte er. „Die hören Mist, den andere nie hören.“ Außerdem müsse die Parteiarbeit familienfreundlicher gestaltet werden. Und in Sitzungen müssten sich die männlichen Mitglieder auch mal zurücknehmen: „Eine Daumenregel ist: Männer reden zu lang.“
Bijan Djir-Sarai meint, die Freien Demokraten müssten auf dem Land und in der Stadt attraktiv sein, für alte und junge Menschen, für Männer und Frauen, „egal ob mit Migrationshintergrund oder ohne“. Um weiter zu wachsen, moderner, digitaler und attraktiver zu werden, müssten weitere Maßnahmen folgen, unterstrich Djir-Sarai. „Ich bin mir sicher: Eine Partei, die modern, selbstkritisch, lösungsorientiert und vor allem empathisch ist, hat die schönste Zeit noch vor sich.“