Mobilitätswende mit Fortschritt, Vielfalt und Klimaneutralität voranbringen

FDP-Vize Johannes Vogel machte in einem Gastbeitrag klar, für die Mobilität der Zukunft braucht es Diversität, einen attraktiven ÖPNV und klimaneutrale Autos.

Johannes Vogel
Johannes Vogel erteilte identitätspolitischen Debatten, etwa zwischen Auto- und Fahrradfahrern, in seinem Gastbeitrag für den Tagesspiegel eine klare Absage.

In einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel erklärte FDP-Vize Johannes Vogel worauf es bei der Mobilitätswende in Deutschland ankommt. Statt alten Denkmustern brauche es Fortschritt, Vielfalt und Klimaneutralität. Ein wichtiger Baustein für die Mobilität in der Stadt sei dabei die bauliche Trennung von Auto- und Radverkehr. Denn: „Viel zu lange wurden Fahrradwege an die Straße gepresst oder gleich über Bürgersteige geführt“, bemängelte der FDP-Vize. Eine Folge davon seien Unfälle. „Stattdessen brauchen wir echte, eigene Fahrradwege durch die Stadt, damit Menschen sicher fahren können.“ Städte wie Kopenhagen machten bereits vor, wie das Fahrrad als Verkehrsmittel für Individualverkehr für viele Menschen attraktiv werde.

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Wir brauchen ein klimaneutrales Auto

Klar sei jedoch auch, dass „keine Menschenmassen aus dem Sauerland mit dem E-Bike nach Köln pendeln“ werden. Dafür brauche es auch künftig das Auto – ein klimaneutrales Auto. Neben dem batterieelektrischen PKW würden auch E-Fuels eine wichtige Rolle bei der „Dekarbonisierung des Flugverkehrs, für die globale PKW-Bestandsflotte und dauerhaft in manchen Weltregionen“ spielen. Statt Verboten sollten sich solche Techniken daher im Wettbewerb beweisen. „Die Bedingung dafür ist, dass die Klima-Ordnungspolitik durch Einbezug des Verkehrs in den Emissionshandel endlich scharfgestellt wird“, so der FDP-Politiker.

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Mehr Tempo beim Infrastrukturausbau

Auch der ÖPNV in Ballungszentren und der Fernverkehr müssen nach Jahren der Vernachlässigung endlich attraktiver werden, forderte Vogel. „Denn der Zug- und Bahnverkehr hat so einen schlechten Ruf in Deutschland, weil er unpünktlich, unzuverlässig, verschmutzt und kompliziert ist.“ Während in Japan Zugverspätungen in Sekunden gemessen werden, beginne man in Deutschland bei fünf Minuten. „Unser Anspruch muss mehr sein“, appellierte Vogel. 

Damit Verspätungen durch mangelhafte Infrastruktur wie Stellwerkschäden in Zukunft deutlich reduziert werden, „brauchen wir ein Investitionspaket für die Schieneninfrastruktur. Dabei muss man auch keine Mehr-Generationen-Planungsverfahren durchlaufen, wie wir bei LNG-Terminals für Flüssiggas gesehen haben. Tempo ist möglich, man muss es nur wollen“, verweist Vogel auf die Planung und den Bau des ersten Anlegers für Flüssigerdgas in Rekordzeit im niedersächsischen Wilhelmshaven.

Außerdem brauche es „endlich mehr Wettbewerb durch Privatisierung, damit die Bahn besser wird.“ Denn durch mehr Anbieter und deren Konkurrenzdruck werde das Angebot besser, zuverlässiger und günstiger, so seine Prognose. Vogel ist überzeugt, dass zudem in die Qualität des ÖPNV – nicht in seine Kostenfreiheit – investiert werden muss. „Dabei sollten wir groß denken: Digitale On-Demand-Systeme mit autonom fahrenden Fahrzeugen können den ÖPNV unterstützen und einen bis vor die Haustür bringen. Als Teil einer funktionierenden Shared Economy sieht so die Zukunft aus.“

Vielfalt an Mobilitätsangeboten ist entscheidend

Der FDP-Politiker forderte mehr Verständnis in der Bevölkerung für die individuelle Lebenssituation der Menschen. Bewohnerinnen und Bewohner ländlicher Regionen könnten nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Andersherum müsse „verstanden werden, dass eine bessere Radinfrastruktur und ein ÖPNV-Angebot bis drei Uhr in der Nacht kein Luxus, sondern urbane Lebensrealität sind“, erklärte er.

Für „weniger Autos in den großen Städten müssen wir die Alternativen attraktiver machen.“ Denn je besser das S- und U-Bahnnetz, die Sharing-Angebote und Fahrradwege seien, desto häufiger werde das Auto stehengelassen. Dann werde „der Verzicht auf ein eigenes Auto samt Gedanken an Parkplätze, Fixkosten, Wartung und Co. als urbaner Freiheitsgewinn empfunden“, so Vogel.

Städte wie Kopenhagen und New York zeigen, wie Mobilitätspolitik gedacht werden muss: vernetzt und mit architektonischem Ehrgeiz. „Weder hat Kopenhagen die Autos verbannt noch sehen dort die Radwege so aus wie im Jahre 1980. Und in Dänemarks Hauptstadt wurden mit der Strøget und in New York zum Beispiel mit der High Line schon vor vielen Jahren neue Fußgänger-Areale geschaffen und das Erleben der Städte verbessert.“

In Berlin gebe es entweder „autofreie Aktionstage“, wirre Phantasien über autofreie Urbanität oder den Hass auf E-Scooter, wahlweise antikapitalistischen oder konservativen Ursprungs. „Das ist mir schlicht zu ambitionslos. Denken wir größer“, findet Vogel deutliche Worte.

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