Die Zeiten der Machos sind vorbei

Die FDP-Politkerinnen Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Susanne Seehofer sprachen über die Herausforderungen von Frauen in der Politik – von Machokultur bis Parität.

seehofer & strack-zimmermann
Susanne Seehofer und Marie-Agnes Strack-Zimmermann lassen sich von Machos in der Politik nicht beeindrucken.

Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagt, in der Politik sei man von „Machos“ umzingelt – doch das beunruhige sie keinesfalls. Ganz im Gegenteil: „Die Frauen bei den Freien Demokraten lassen sich davon nicht beeindrucken.“ In einem gemeinsamen Interview mit Susanne Seehofer in der Abendzeitung erklärt sie, als Politikerin müsse man einen „breiten Rücken machen“ – Durchhaltevermögen und Wille seien gefragt. Denn, so scherzt sie: „Der Prinz, der einem einen guten Listenplatz vor die Füße legt, der wird nicht kommen.“

CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kommt bei Frauen eher schlecht an. FDP-Politikerin Susanne Seehofer erklärt sich seine negative Ausstrahlung auf Frauen so: „Wenn Frau Lemke in den Aufzug zusteigt, reagiert er unsouverän und tollpatschig. Auf mich und mein Umfeld wirkt er wie ein Mann aus der Vergangenheit und nicht aus der Zukunft.“ Strack-Zimmermann teilt diese Einschätzung und kritisiert nicht nur, dass Merz früher gegen die Kriminalisierung von Vergewaltigungen in der Ehe gestimmt hat, sondern auch seinen Humor – oder besser gesagt, das Fehlen desselben. „Lockerer zu sein, selbst wenn einen etwas richtig ärgert, hat auch etwas mit Souveränität zu tun“, betont sie. Doch Merz sei eher für seine nachtragende Haltung bekannt.

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Wir brauchen mehr Frauen im Parlament

Seehofer findet es wichtig, dass mehr Frauen im Parlament vertreten sind. Merz’ frühere Aussage, wonach ein Kabinett bloß nicht paritätisch besetzt sein müsse, werfe für sie ein schlechtes Licht auf sein Verständnis von Gleichstellung. Auch Strack-Zimmermann sieht mehr Ausgewogenheit als notwendig an und freut sich darüber, dass der FDP-Bundesvorstand mittlerweile deutlich mehr Frauen zählt. Dabei gehe es ihr jedoch nicht um eine starre 50:50-Quote – auch ein Verhältnis von 40:60 könne eine gute Balance darstellen. Merz’ Behauptung, Parität sei für Frauen kein Vorteil, hält sie für „blütenreif“ und stellt provokant die Gegenfrage: „Tun wir den Männern vielleicht keinen Gefallen, wenn zu viele Frauen an Bord sind?“ Mit einem Augenzwinkern fügt sie hinzu, dass sie beim Thema Kompetenz und Geschlecht an die CSU-Verkehrsminister denken müsse.

Trotz der bis heute wirkenden Strukturen ist Strack-Zimmermann überzeugt, dass die Zeiten der „Machos“ vorbei seien. „Das werden ihnen die meisten jungen Männer bestätigen.“ Es sei an der Zeit, geschlechtsspezifische Benachteiligungen endgültig abzuschaffen. Seehofer betont, dass dies keine „Einzelmaßnahme“ sei, sondern strukturelle Ungleichheiten auf verschiedenen Ebenen angegangen und wohlüberlegt geplant werden müssten. Statt etwa das Ehegattensplitting einfach über Nacht abzuschaffen, befürworte sie eine umfassende Steuerreform. Zwar benachteilige das Ehegattensplitting vor allem Frauen – der besserverdienende Partner, meist der Mann, zahlt weniger Steuern –, doch eine sofortige Abschaffung würde die Steuerlast vieler Haushalte fast verdoppeln. Solche Reformen müssten daher sorgfältig durchdacht werden, erklärte Seehofer.

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Die FDP will die Kinderbetreuung ausbauen

Noch dringlicher sei für sie aber eine andere Frage: Warum geben so viele Frauen ihren Beruf ganz oder teilweise auf? In vielen Fällen liege das an mangelnder Kinderbetreuung – ein Problem, das die Freien Demokraten entschlossen angehen möchten. Das Ziel: Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Pflege deutlich verbessern. Frauenförderung bedeutet in diesem Zusammenhang auch immer Wirtschaftsförderung und mehr persönliche Freiheiten – zwei zentrale Werte der liberalen Partei.

Auch in anderen gesellschaftspolitischen Bereichen sieht Strack-Zimmermann Reformbedarf. So gibt es für sie zum Beispiel gute Gründe, ergebnisoffen über den Paragrafen 218 StGB zu diskutieren, der Schwangerschaftsabbrüche als Straftat ohne Strafe stellt. Dieses Thema dürfe jedoch kein Wahlkampfthema werden, sondern müsse im Parlament sachlich beraten werden – ähnlich wie die erfolgreiche Abschaffung des Paragrafen 219a StGB. „Ich will keine Instrumentalisierung dieses sensiblen Themas im Wahlkampf“, stellte sie klar.

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