Bildungssystem steckt in einer tiefen Krise
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat zum Bildungsgipfel geladen. Sie machte im Vorfeld des Treffens klar: „Bund, Länder und Kommunen müssen endlich an einem Strang ziehen.“
Für Stark-Watzinger liegt auf der Hand: „Ein Weiter-so darf es angesichts der dramatischen Befunde nicht geben.“ Sie erklärte im Interview mit der „Bild-Zeitung“, dass das deutsche Bildungssystem in einer tiefen Krise stecke, die alle betreffe. „Wir müssen uns jetzt zusammenraufen, schließlich geht es um unsere Kinder und ihre Chancen.“
Deutsche Schulen seien teilweise in einem schlimmen Zustand – nicht nur bezüglich der Digitalisierung, sondern auch in Bezug auf sanitäre Anlagen und Turnhallen. „Der Investitionsstau muss parallel zur Digitalisierung angegangen werden.“ Gleichzeitig müsste es höchste Priorität haben, mehr Lehrerinnen und Lehrer in den Beruf zu bringen. Dazu gehöre aus Sicht der Bildungsministerin auch die finanzielle Wertschätzung beispielsweise in Form von Leistungsprämien.
Digitale Bildung fördern und ganzheitlich betrachten
„Der Bund kann nicht wie bisher einfach immer weiter Geld geben“, betonte die Bildungsministerin. Bund und Länder müssten endlich an die strukturellen Probleme im Bildungssystem ran. „Das wird nur mit einer neuen Form und Kultur der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gehen.“ Stark-Watzinger plädierte für Kooperation zwischen den Akteuren, „statt mit dem Finger auf andere zu zeigen“.
Mit Blick auf den Digitalpakt betonte sie, dass noch zu wenig der Gelder an den Schulen angekommen sei. Das liege auch an der bürokratischen Umsetzung, kritisierte Stark-Watzinger. „Beim Digitalpakt 2.0 müssen wir uns stärker auf die Umsetzbarkeit konzentrieren und über Technik hinausgehen. Digitale Bildung ist nämlich mehr als Tablets, interaktive Whiteboards und WLAN in Schulen.“
Startschuss für neue Zusammenarbeit
Es gehe nicht darum, zentrale Bildungspolitik aus Berlin zu machen, unterstrich die Bildungsministerin im Interview mit dem „Deutschlandfunk“. “Wir müssen uns Ziele setzen, wir müssen vor allen Dingen auch verbindlich arbeiten und uns messen lassen“, stellte sie klar. Der Bildungsgipfel sei ein Startschuss, „um eben nicht mehr nur über die Befunde, die wir heute noch mal auf den Tisch legen, sondern auch über den Weg zu Lösung sprechen.“ Das bedeute, dass der Bund sich engagieren werde. Sie hob hervor: „Aber es geht wirklich darum, dass wir uns die Ziele setzen und dann auch immer daran arbeiten, dass das Geld genau da ankommt, wo wir es brauchen, wo es wirklich auch eingesetzt wird und nicht das Prinzip Gießkanne.“
Kooperationsgebot in der Bildung mit den Ländern etablieren
Ria Schröder, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, stellte gegenüber der „Welt“ klar: „Wer ein ernsthaftes Interesse an konstruktiver Arbeit, Bildungsgerechtigkeit und an den Bedürfnissen junger Menschen hat, wird am Dienstag und am Mittwoch im bcc sein.“ Dabei sei völlig klar, dass das Bildungswesen sich nur grundlegend verbessern könne, wenn alle Akteure zusammenarbeiteten. Hierfür brauche es den Willen und die rechtlichen Grundlagen.
„Wir brauchen zwischen Bund und Ländern ein Kooperationsgebot statt einem Kooperationsverbot“, forderte Schröder. Alle Akteure müssten eng zusammenarbeiten können, um die Herausforderungen des Bildungswesens anzugehen. Sie plädierte unter anderem für bundesweit einheitliche Qualitätsstandards. „Gleichzeitig brauchen wir eine Kompetenzverlagerung an die Schulen vor Ort. Diese brauchen Entscheidungsfreiheit und Ressourcen, um nicht bei jedem neuen Tablet in Bürokratie zu ersticken“, gab die FDP-Bildungsexpertin zu bedenken.