Wirtschaftswende braucht Fachkräfte

In Deutschland fehlen 570.000 Fachkräfte. Bildungsministerin und FDP-Vizevorsitzende Bettina Stark-Watzinger hat fünf konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels vorgelegt.

Bettina Stark-Watzinger
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger macht Vorschläge zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.

Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln zeige, dass aufgrund des Fachkräftemangels in Deutschland allein in diesem Jahr Produktionspotenzial von 49 Milliarden Euro verloren gehe, schreibt Stark-Watzinger in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“. Laut einer aktuellen Studie des VDI führt allein der Fachkräftemangel in den Ingenieurberufen zu Wertschöpfungsverlusten von bis zu 13 Milliarden Euro. Neben dem Bürokratieabbau und Entlastungen bei den Steuern und Abgaben sei die Bekämpfung des Fachkräftemangels ein wesentliches Instrument, um die dringend notwendige Wirtschaftswende einzuleiten.

Erste Schritte sind gemacht

Stark-Watzinger machte klar, dass selbstverständlich alle Anstrengungen fortgesetzt werden müssten, das inländische Fachkräftepotenzial noch erfolgreicher zu heben. Es stehe allerdings fest, dass die Fachkräftelücke nicht ohne mehr Fachkräfteeinwanderung geschlossen werden könne. Der Bund habe mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz und der Fachkräftestrategie bereits geliefert. Der Ingenieurmonitor des VID zeigt: Es kommen mehr ausländische Fachkräfte nach Deutschland. Der Bedarf ist allerdings noch nicht gedeckt: Es fehlen knapp 150.000 Ingenieure. „Wir brauchen mehr Mut und Handeln“, forderte Stark-Watzinger.

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1. Tempo bei der Anerkennung

„Wir brauchen Tempo bei der Anerkennung“, so die Bildungsministerin. Deutschland stehe in Konkurrenz mit anderen Ländern und die zuständigen Stellen hielten die vorgegebenen Zeiträume für Anerkennungen zu häufig nicht ein, monierte die FDP-Vize. „Unser Ziel sollte eine Stelle pro bundesrechtlich geregeltem Berufsbereich sein. Nutzen wir die Bündelung von Kompetenz, Digitalisierung und KI, um erheblich schneller zu werden.“

2. Standardisieren und digitalisieren

Bisher gelten für unterschiedliche Berufe völlig unterschiedliche Regeln, erläuterte Stark-Watzinger. „Deshalb mein Vorschlag: weitestmöglich standardisieren und medienbruchfrei digitalisieren!“ KI könne bei Übersetzungen, Überprüfungen und Zuordnungen zu Berufsbildern helfen und digitale Muster könnten die Antragstellung und die Erstellung der Bescheide deutlich beschleunigen. „Ziel sollte sein, dass mindestens unproblematische Fälle, etwa die automatische Anerkennung nach EU-Recht, in deutlich weniger als einem Monat entschieden werden.“

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3. Englisch als weitere Verwaltungssprache

Stark-Watzinger hob hervor, dass die Möglichkeit für ausländische Fachkräfte, ohne große Sprachbarrieren mit deutschen Behörden in Kontakt zu treten, in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden dürfe. „Aber natürlich – für die Integration bleiben Deutschkenntnisse der Schlüssel.“

4. Fachkräfte in Deutschland halten

Ausländische Fachkräfte müssten jedoch nicht nur willkommen geheißen werden, sondern auch dauerhaft in Deutschland gehalten werden. „Hier könnten die Kommunen ihre Stärken ausspielen. Bund, Länder und Kommunen sollten gemeinsam ein Konzept für standardisierte Unterstützungszentren für ausländische Fachkräfte entwickeln, die dann vor Ort ausgerollt werden. Hier wäre eine Kooperation mit Kammern, Verbänden und Unternehmen sinnvoll“, so der Vorschlag der Bildungsministerin.

5. Fachkräfteeinwanderung in Zeitarbeit ermöglichen

Klar ist, dass eine starke Wirtschaft und ein attraktiver Arbeitsmarkt Flexibilität benötigten. Diese werde durch Zeitarbeit ermöglicht, erklärte Stark-Watzinger. „Auch hier herrscht Fachkräftemangel, sodass Einwanderung ausländischer Arbeitnehmer in die Zeitarbeit ein echter Beitrag zur Beschleunigung der Fachkräfteeinwanderung wäre. Diese Chance müssen wir ergreifen.“