Deutschlands größtes Bildungsprogramm startet
Am 1. August startet das Startchancenprogramm mit den ersten 2.000 von insgesamt etwa 4.000 Schulen in ganz Deutschland. "Mit dem Startchancen-Programm wollen wir genau dort unterstützen, wo es am schwierigsten ist", unterstreicht Bettina Stark-Watzinger.
Ab diesem Schuljahr sollen durch das Startchancenprogramm bundesweit zunächst 2000 und bis zum Schuljahr 2026/27 dann 4000 Schulen in sozial schwierigen Lagen eine spezielle Förderung erhalten. Dies entspricht etwa jeder zehnten Schule. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger spricht in einem Interview mit dem „Main-Echo“ vom größten Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik. Innerhalb von zehn Jahren sollen 20 Milliarden Euro investiert werden. „Wir wollen hier wirklich etwas bewirken.“ Bis zuletzt hatten sich die Freien Demokraten in den Haushaltsverhandlungen dafür eingesetzt, dass das Förderprogramm auf die Wege gebracht wird.
Aufstieg durch Leistung sichern
Der Bildungsweg von Kindern in Deutschland werde immer noch vor allem durch das Elternhaus bestimmt. Das Versprechen von gesellschaftlichem Aufstieg durch Leistung werde nicht eingelöst, so Stark-Watzinger. Hinzu kommt, dass 30 Prozent der Kinder am Ende der vierten Klasse nicht die Mindeststandards im Lesen, Schreiben und Rechnen beherrschten. Dies seien jedoch Grundkompetenzen, um das Leben zu bestreiten. „Wir haben uns deshalb das ambitionierte Ziel gesetzt, die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die diese Mindeststandards nicht erreichen, an den künftigen Startchancen-Schulen zu halbieren“, bekräftigt die Bildungsministerin.
Der Fokus liege dabei auf Grundschulen – dort, wo der Bildungsweg beginnt. Die studierte Volkswirtin betont, dass fehlende Bildung nicht nur Nachteile für die Schülerinnen und Schüler erzeuge, sondern für die gesamte Gesellschaft. „Nach Berechnungen auf Grundlage der Pisa-Ergebnisse bedeutet beispielsweise der Kompetenzrückgang im Bereich Mathematik mittelfristig einen Verlust an wirtschaftlicher Leistung von 14 Billionen Euro.“ Bildung ist laut Stark-Watzinger das Fundament für unsere Gesellschaft und unseren Wohlstand – „die Zukunft unseres Landes wird in unseren Klassenzimmern entschieden.“
Gelder für neue Lernmethoden
Um dieser Herausforderung zu begegnen, betont die Ministerin, dass die Lehrerinnen und Lehrer der jeweiligen Schulen am besten wüssten, was vor Ort gebraucht werde. Deshalb setzt sie im Startchancen-Programm auf größtmögliche Autonomie. Die Lehrkräfte könnten die Gelder je nach Bedarf einsetzen – etwa für die Stärkung multiprofessioneller Teams aus Sozialarbeitern und Psychologen. Neben zusätzlichem Personal soll das Geld auch für Baumaßnahmen verwendet werden. Der Fokus läge hierbei jedoch nicht auf ohnehin notwendigen Baumaßnahmen wie etwa Sanierungen des Schulgebäudes. Vielmehr sollen die Gelder für neue Lernmethoden eingesetzt werden – die Rede ist von Lernlaboren, Werkstätten, Ateliers oder Erholungsangeboten im Außenbereich.
Stark-Watzinger hebt mit dem Startchancen-Programm die neuen Anforderungen im Bildungsbereich hervor: „Es ist wichtig, eine gute Allgemeinbildung zu bekommen – aber: Moderne Bildung ist nicht länger nur reine Wissensaufnahme. Es geht darum, Wissen anwenden zu können. Und: Wir müssen im digitalen Zeitalter verstärkt Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken vermitteln.“
Klare Verantwortlichkeiten gefordert
Wie genau die Gelder eingesetzt werden, entscheiden die Länder. „Ich möchte keine Zentralisierung der Bildungspolitik“, stellt die Bildungsministerin klar. Vielmehr pocht die Regierung mit dem Startchancen-Programm auf klare Verantwortlichkeiten. Je selbständiger Schulen arbeiten könnten, desto bedarfs- und zielgerechter würde diese Arbeit sein. Gleichzeitig müsse an einer besseren Vergleichbarkeit zwischen den Ländern gearbeitet werden. „Alle Kinder in unserem Land sollten beste Bildungschancen bekommen, unabhängig davon, ob sie in Bayern, Hessen oder Bremen wohnen.“
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