Der Kuschelkurs mit Orbán und Kaczinski ist beendet
Erstmals in der Geschichte der EU soll die Möglichkeit geschaffen werden, Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit im großen Stil finanziell zu ahnden. Der FDP-Europaabgeordnete Moritz Körner ist zufrieden.
Der ursprünglich auf dem Tisch liegende Vorschlag sah vor, Kürzungen von EU-Finanzhilfen nur dann zu ermöglichen, wenn Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit „in hinreichend direkter Weise Einfluss“ auf die Haushaltsführung und die finanziellen Interessen der Union haben. Jetzt hat das EU-Parlament erfolgreich durchgesetzt, dass der Mechanismus vorbeugenden Charakter haben soll. Er soll nicht erst dann greifen, wenn Rechtsstaatsdefizite bereits zu Missbrauch von EU-Mitteln geführt haben, sondern schon dann, wenn ein solches Risiko besteht. Zudem sollen die Risiken auch konkret benannt werden, darunter die Gefährdung der Unabhängigkeit der Justiz.
Echter Rettungsschirm für den Rechtsstaat
Die letzten Wochen und Monate waren von schwierigen Verhandlungen geprägt, aber es habe sich gelohnt, resümiert Körner. „Der Rat der EU wollte einen abgeschwächten Mechanismus, bei dem Sanktionen nur für konkrete Betrugsfälle eines Mitgliedstaates verhängt worden wären. Die deutsche Bundesregierung hat das bis zuletzt gepusht, allerdings nicht erfolgreich.“ Das EU-Parlament habe duchgesetzt, dass EU-Gelder bereits zurückgehalten werden können, wenn die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet ist. Außerdem kann die Kommission proaktiv handeln, wenn der Rat Abstimmungen verschleppt. Dadurch haben wir nun einen echten Rettungsschirm für den Rechtsstaat.“ Sein Fazit lautet: „Der Kuschelkurs mit Orbán und Kaczinski ist beendet. Die Mitgliedstaaten müssen jetzt Farbe bekennen, wenn sie die Rechtsstaatsignoranten weiterhin mit dem Geld ihrer Steuerzahler an der Macht halten wollen. Wir halten die Werte in der Union weiter hoch.“