Wir brauchen eine Corona-Warn-App 2.0
Die Corona-Warn-App steht immer wieder in der Kritik. Dabei wird die App mit steigendem Infektionsgeschehen immer wichtiger. Die FDP fordert, die App weiterzuentwickeln.
Die Zurückhaltung der Nutzerinnen und Nutzer schwäche die App. Aktuell hätten circa 38.000 positiv Getestete ihre Laborergebnisse weitergegeben und dadurch ihre Kontaktpersonen informiert — im Verhältnis zu mehr als 500.000 Infizierten in ganz Deutschland sei das nur ein Bruchteil. Zusätzlich berichten einige App-Nutzer, dass Testergebnisse auch nach Tagen nicht darin auftauchen, obwohl sie angefordert wurden. Höferlin kennt diese Fälle – und zwar in relevanter Zahl, sagt er.
Es handle sich dabei weder um einen Einzelfall noch um ein Versehen. Die Ursache sei stattdessen „sehr wahrscheinlich eine Grundsatzentscheidung mancher Labore“, die zwar an die nötige Technik angeschlossen seien, sie aber nicht nutzten. Das Testergebnis werde also schlicht nicht an die App weitergegeben. Ein Zustand, den man nicht akzeptieren dürfe. „Da muss die Bundesregierung als App-Herausgeberin härter sein“, fordert der FDP-Digitalexperte.
Dazu kommt, dass die Corona-App noch immer nicht auf älteren Smartphones läuft. „Letztlich liegt das an Apple und Google“, sagt Höferlin. Denn technisch sei die Anpassung durchaus möglich. Doch aus Sicht der Unternehmen reiche eine Abdeckung von 80 Prozent der Geräte, die sich auf dem Markt befinden, aus. „Ich finde, das ist nicht genug“, kritisiert Höferlin. Doch um Druck zu machen, fehle der Bundesregierung offenbar der Zugang zu Apple und Google.
Die Freien Demokraten meinen: Trotz steigender Infektionszahlen bleiben wir in Deutschland beim Durchbrechen von Infektionsketten mit Hilfe der Corona-Warn-App hinter den Möglichkeiten zurück. Und das obwohl die App einen wichtigen Beitrag dafür leisten könne, Gesundheitsämter zu entlasten und die Ergebnisübermittlung aus den Testlaboren effizienter zu gestalten. „Vor allem aber könnte sie dabei helfen, Infektionsketten zu unterbrechen, die man ohne die App nicht nachverfolgen und unterbrechen könnte“, heißt es in dem Beschluss der FDP-Fraktion, in dem sie eine „Corona-Warn-App 2.0“ fordert.
FDP-Fraktion beschließt: „Positionspapier Corona-Warn-App 2.0“
Anstatt die App ständig zu verbessern und upzudaten, ruhe sich die Bundesregierung auf passablen Nutzerzahlen aus. Die Freien Demokraten wollen die CWA, wie bei jedem IT-Projekt üblich, weiterentwickeln und optimieren zu einer CWA 2.0. — und zwar basierend auf fünf Säulen.
Zunächst sollte das Vertrauen in die App gesteigert werden. Das schaffe man mit technischen Verbesserungen, „damit sie deutlich nutzerfreundlicher und kommunikativer wird“. Zudem brauch es eine „transparente wie kohärente Kommunikation über die Vorteile der neuen App“. Die zweite Säule sei die Digitalisierung der Prozesse hinter der App. Es reiche nicht aus, „einfach nur die Labore anzuschließen. Die Testergebnisse müssen auch ihren Weg in die App finden“. Dafür brauche es dringend einen Leitfaden für die Labore, „damit die Testergebnisse — wenn von den Getesteten gewünscht — auch wirklich an die App übermittelt werden können“.
App soweit möglich für ältere Geräte nutzbar machen
Als dritte Säule, sollte die App soweit möglich für ältere Geräte nutzbar gemacht werden, denn gerade ältere Menschen hätten oft einfachere Mobiltelefone. Dazu müsse „die Bundesregierung sich endlich auf Augenhöhe mit den Herstellern auseinandersetzen, damit diese ein Update des Betriebssystems umgehend auch für die nutzbaren älteren Geräte bereitstellen“, fordert die FDP.
Des Weiteren sollte die Bundesregierung schneller für eine Verbindung der App mit ausländischen Produkten sorgen. Auch die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Nicola Beer, fordert eine schnellere Vernetzung nationaler Corona-Apps mit europäischer Gesundheitssoftware. Die fünfte Säule beruhe darauf, weitere kompatible Corona-Warn-Apps von privaten Anbietern zuzulassen. Es gebe „keinen vernünftigen Grund für eine staatliches App-Monopol, schließlich ist der Code Open-Source“. Die Corona-Warn-App sollte daher „in die Freiheit entlassen werden“, so die FDP in ihrem verabschiedeten Positionspapier.
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