Kunst und Kultur brauchen eine klare Öffnungsperspektive

Beim Bund-Länder-Treffen wird erneut über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten. Katja Suding fordert ein Signal des Aufbruchs für die Kulturbranche. Denn die Bedürfnisse von Kunst und Kultur müssen endlich in den politischen Fokus rücken.

Theatersaal
Katja Suding fordert eine Öffnungsperspektive für die Kunst- und Kulturbranche. Dazu brauche es drei Schritte für einen echten Neustart.
Die Bundesregierung und die Länder beraten heute Nachmittag über ihr weiteres Vorgehen in der Corona-Krise. Auf ihnen lastet erheblicher Druck. Die FDP fordert schon seit Langem den strikten Lockdown mit geschlossenen Geschäften, Restaurants und Kultureinrichtungen zu beenden. „Den Menschen ist ein längerer Stillstand unseres Landes nicht mehr zumutbar“, moniert FDP-Vize Katja Suding. Vor allem die Kulturbranche wurde vom Dauer-Lockdown hart getroffen. Doch Länder wie Großbritannien zeigen, wie eine schrittweise Öffnung mithilfe einer funktionierenden Impfkampagne und eines konsequent umgesetzten Stufenplans möglich wäre. Suding erwartet daher vom Bund-Länder-Treffen ein Signal des Aufbruchs für die Künstler und Kulturbeschäftigten. Dazu brauche es eine klare Öffnungsperspektive mit entsprechenden Hygienemaßnahmen, wie etwa mobilen Luftfilteranlagen, FFP2-Masken und Schnelltests, einen offenen Dialog mit der Kulturbranche und eine übergreifende Strategie für das gesellschaftliche Leben mit dem Coronavirus.

Während in Großbritannien mithilfe einer funktionierenden Impfkampagne und eines konsequent umgesetzten Stufenplans ein Stück Normalität in greifbarer Nähe ist, diskutieren in Deutschland Bund und Länder an diesem Mittwoch erneut über die Fortsetzung des endlos erscheinenden Lockdowns. „Nichts zeigt deutlicher, dass aus der Gesundheitskrise in Deutschland längst eine Krise des politischen Managements im Umgang mit ihr geworden ist“, kritisiert Suding in einem Gastbeitrag im „Focus“.

Die Situation der Kulturschaffenden sei dabei symbolisch für den missglückten Umgang der Bundesregierung mit der Pandemie. Denn seit Monaten verharre der Kulturbetrieb im Stillstand. „Statt zunächst die besonders vulnerablen Gruppen der alten und gesundheitlich vorbelasteten Menschen vor dem Virus zu schützen, mussten im November auch die Museen, Galerien und Theater schließen, die bis zuletzt nachweislich keine Pandemietreiber waren“, schreibt die Freie Demokratin. Seither gab es weder Konzerte oder Ausstellungen, noch eine Perspektive für eine zeitnahe Öffnung.

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Vor allem die wirtschaftlichen Folgen für Künstlerinnen und Beschäftigte hinter der Bühne sind Suding ein Dorn im Auge. Denn die staatlichen Entschädigungen aus dem bürokratischen Schutzschirm „Neustart Kultur“ kämen nicht immer bei den Betroffenen an. „Solo-Selbstständige, wie freiberufliche Musikerinnen, freie Schauspieler sowie Tänzerinnen, aber auch Maskenbildner und Tontechnikerinnen fallen gar völlig durchs Raster der staatlichen Unterstützungen“, kritisiert die FDP-Vize. Das sei absolut inakzeptabel: „Der Staat verweigert ihnen einen auskömmlichen Unternehmerlohn. Der Staat verweigert ihnen ein Leben als Künstler. Der Staat nimmt in Kauf, dass sie dem Kulturbetrieb den Rücken kehren und umschulen müssen, um sich und ihre Familien weiter ernähren zu können.“ So könne es nicht mehr weitergehen. „Entgegen wohlfeiler Worte zeigen die Taten der Bundesregierung, dass Kultur abkömmlich ist.“

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Doch gerade die Kultur hätte den Menschen während der Pandemie helfen können. „Nach Monaten des Lockdowns und der damit verbundenen erheblichen sozialen Belastungen, die viele Menschen ertragen müssen, können Kunst und Kultur die Seele trösten und Hoffnung geben“, erklärt Suding. Denn Menschen, die seit Monaten allein zu Hause isoliert seien oder neben der Arbeit im Home Office auch Kinder im Homeschooling betreuen müssten, fehle nun der Zugang zum gemeinschaftlichen Zusammenhalt. „Wir brauchen die Kultur gerade jetzt, um in unsicheren Zeiten Halt und Mut zu geben. Die Kultureinrichtungen müssen daher nicht trotz, sondern gerade wegen der Corona-Pandemie endlich wieder öffnen“, fordert die Freie Demokratin.

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Drei Schritte für einen echten Neustart

Suding schlägt daher drei Schritte für den Neustart der Kultur vor. Für ein kluges Pandemiemanagement brauche es zum einen endlich eine klare Öffnungsperspektive mit entsprechenden Hygienemaßnahmen, wie mobilen Luftfilteranlagen, FFP2-Masken und Schnelltests. Zusätzlich können Kontaktnachverfolgungs-Apps, wie beispielsweise die App „Luca“ das Infektionsgeschehen auch in geschlossenen Räumen nachvollziehen.

Als weiteren Punkt fordert die FDP-Vize einen offenen Dialog mit der Kulturbranche. Denn viel zu lang hätten die Sorgen und Bedürfnisse der Branche in der politischen und öffentlichen Diskussion keine Rolle gespielt. „Die Beschäftigten gehören jetzt in den politischen Fokus, unverschuldet wirtschaftlich bedrohte Existenzen müssen jetzt gerettet werden“, führt Suding aus.

Als dritten Schritt brauche es eine übergreifende Strategie für gesellschaftliches Leben mit dem Coronavirus. Denn: „Das Infektionsgeschehen wird uns noch über Monate, vielleicht Jahre, begleiten. Die ideenlose Fortsetzung des Lockdowns ist angesichts des politischen Versagens beim Impfen und Testen nicht länger zu vermitteln“, moniert Suding. Deutschland benötige endlich einen klaren Stufenplan, der den Menschen eine Perspektive gibt und eine schrittweise Rückkehr in eine neue Normalität ermöglicht.