Merkel muss Signal für Senkung der Unternehmenssteuer setzen
Kanzlerin Angela Merkel redet am Mittwoch in Davos über Grundsätzliches. Alexander Graf Lambsdorff findet den Auftritt zwar deplatziert. Aber sie soll ihn dann wenigstens nutzen, um ein Signal zu setzen.
Der Rückzug der USA als Garant für Stabilität in der internationalen Politik müsse zugleich Weckruf für Deutschland und seine europäischen Partner sein: „Die Europäische Union muss mit einer Stimme sprechen und sich stärker als bisher für Multilateralismus, freien Handel und eine wertebasierte internationale Ordnung einsetzen.“ Trumps Unternehmensteuerreform sei eine riesige Herausforderung für Deutschland und Europa. Jetzt müssten dringend auch in Deutschland die Unternehmen entlastet werden. Macron habe das in Frankreich schon getan, und China habe längst reagiert. Bei all den Geschichten über „Trump und Pornokünstlerinnen“ oder „Trump und Twitter“ gehe unter, dass der US-Präsident mit seiner Steuerpolitik auch großen deutschen Konzernen wie Bosch, Siemens oder BMW Anreize verschaffe, in den USA Arbeitsplätze zu schaffen anstatt in Deutschland, so Lambsdorff.
Ernsthafter Standortwettbewerb
Wenn Trump die Unternehmenssteuer von 35 auf 21 Prozent senke, müsse die Bundesregierung ein Signal senden, diese Steuer ebenfalls in Deutschland zu senken. „Nur noch Belgien liegt über unserer Unternehmensteuer von 36 Prozent. Man muss nicht gleich auf 21 Prozent gehen, aber Unternehmen müssen spürbar steuerlich entlastet werden, damit sie einen Anreiz haben für Investitionsentscheidungen.“ Die Botschaft der Bundesregierung müsse sein: „Wir haben verstanden, dass es einen ernsthaften Standortwettbewerb gibt.“
Stimme Berlins ist schwach und zögerlich
Der FDP-Außenpolitiker Michael Georg Link zeigt sich im Nachgang von Merkels Rede enttäuscht. „Während Paris mit Macrons mutigen Vorschlägen die Debatte über die Zukunft der Europäischen Union seit Monaten dominiert, ist die Stimme Berlins schwach und zögerlich. Das Wiederholen altbekannter Ideen ist nicht die visionäre Europapolitik, die wir jetzt brauchen, um den Integrationsprozess aus der Lethargie zu holen“, so Link in der Heilbronner Stimme.