FDP fordert wegen Drohmails Ermittlungen des Generalbundesanwalts
Die "NSU 2.0"-Drohmail-Affäre wurde auf Antrag der hessischen FDP-Fraktion Thema einer Sondersitzung des Innenausschusses im hessischen Landtag. Dabei geht es auch um ein mögliches rechtes Netzwerk in Hessens Polizei.
Ermittlungen auf Bundesebene
„Die Bedrohungen zeigen, dass es dem Täter darum geht, Personen mit wichtigen Funktionen in unserer pluralistischen Gesellschaft einzuschüchtern“, erklärt Kuhle. Er fordert, die Ermittlungen zur andauernden Serie rechtextremer Drohschreiben auf Bundesebene zu ziehen. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe teilte jedoch mit, dass sich in den Ländern bisher „keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für Sachverhalte“ ergeben hätten, auf deren Grundlage die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernehmen und die Strafverfolgung in eigener Zuständigkeit durchführen dürfte. Grundsätzlich sei die Strafverfolgung Sache der Länder, denn die Staatsanwaltschaft des Bundes dürfe nur etwa bei Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Spionage oder Landesverrat die Arbeit aufnehmen.
Kuhle sieht ebenfalls ein frauenfeindliches Motiv der Drohungen. „Selbstbewusste, starke und erfolgreiche Frauen sind ein Feindbild für Rechtsextremisten.“ Es sei erschreckend, dass es der schwarz-grünen Landesregierung in Hessen bisher am politischen Willen fehle, den Urheber der Drohmails ausfindig zu machen und dessen Quelle in der hessischen Polizei trocken zu legen.
Polizei muss ein extremismusfreier Raum sein
Für den FDP-Innenexperten Benjamin Strasser ist das Maß nach den jüngsten Vorfällen voll. Denn bereits in der Vergangenheit sei es in etlichen Polizeibehörden zu rechten Umtrieben gekommen. Strasser fordert daher die Einsetzung eines Sonderermittlers, der bundesweit rechte Umtriebe bei der Polizei untersuchen soll. „Neben dem überfälligen Lagebericht zu Rechtsextremisten in Sicherheitsbehörden durch das Bundesamt für Verfassungsschutz braucht es bundesweit einen unabhängigen Sonderermittler, der diese Vorfälle länderübergreifend analysiert und mögliche, immer noch bestehende Netzwerke aufklärt.“
Zwar stünden 99 Prozent der Polizisten ohne Wenn und Aber auf dem Boden des Grundgesetzes, „nichtsdestotrotz gab es auch schon vor dem NSU 2.0 alarmierende Vorfälle innerhalb der Polizei: Polizisten aus der Einheit von Michele Kiesewetter, die Mitglieder des Schwäbisch Haller Ku-Klux-Klans waren, unzulässige Meldedatenabfragen im Nordkreuz-Komplex und andere Vorfälle“, so Strasser. Auch wenige Vorfälle seien zu viel. Für die Freien Demokraten ist klar: „Die Polizei muss ein extremismusfreier Raum sein.“
- WELT-Artikel: „Besonders aufgeladener extrem rechter Frauenhass“
- 13 Punkte gegen Rechts
- Infopapier: Rechtsextremismus entschlossen bekämpfen
- Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Hasskriminalität
- Beschluss: Den Antisemitismus entschlossen bekämpfen
- Das Thema Antisemitismus darf nicht aus dem Fokus verschwinden
- THOMAE: Rechtsextreme Strukturen in der Bundeswehr konsequent bekämpfen
- Hasskriminalität effektiv bekämpfen – Meldepflicht reicht nicht aus