Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V.

Welchen Stellenwert haben die Vereine/Ensembles der Amateurmusik als Motor für eine nachhaltige und soziale Entwicklung einer gesamteuropäischen Gesellschaft jetzt und in Zukunft in der Kulturpolitik Ihrer Partei?

Wir Freie Demokraten schätzen Vereine bzw. Ensembles der Amateurmusik sehr, da sie einerseits für Engagement, Enthusiasmus, Gemeinschaftlichkeit und Verbundenheit stehen und andererseits kulturelle wie gesellschaftliche Vielfalt ausdrücken und befördern. Die EU ist ein reicher, vielfältiger kultureller Raum von großer Strahlkraft. Die Amateurmusik ist ein wichtiger Bereich, um Menschen aller Altersklassen anzusprechen und als Motor für den globalen Werte- und Zukunftsdialog zu dienen. Dies wäre jedoch ohne das zivilgesellschaftliche wie freiwillige Engagement nicht möglich. Auch auf europäischer Ebene treten wir daher für eine Stärkung des Ehrenamts ein, beispielsweise indem wir es von Bürokratie und möglichen Haftungsrisiken entlasten. Ehrenamt ist mehr als nur Freizeit. Das freiwillige Engagement tausender Bürgerinnen und Bürger ermöglicht Millionen von Menschen freie Entfaltung, Selbstwirksamkeit und vor allem Kindern und Jugendlichen wertvolle Lernprozesse. Es bringt Menschen unabhängig ihres sozialen und kulturellen Hintergrundes zusammen, stiftet Gemeinschaft, fördert Toleranz und verkörpert somit auch die Grund- und Werteordnung, für die Deutschland und Europa stehen.

Durch welche parlamentarischen Initiativen Ihrer Partei wurde der gesellschaftlich bedeutsame Stellenwert der Amateurmusik und damit „der vielen kleinen Vereine im großen EU-Kosmos“ sichtbar und in der zurückliegenden Legislaturperiode untermauert?

Wir Freie Demokraten haben auf nationaler Ebene den Stellenwert der Amateurmusik innerhalb der Kultur und Gesellschaft unseres Landes immer wieder betont. Gerade in der Pandemie fehlte den Menschen im Amateurmusikbereich - wie vielen anderen auch - die kraftspendende Musik und das gemeinsame Musizieren. Darum hat sich die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag während der Pandemie zeitig für Öffnungsperspektiven - auch im Kulturbereich - eingesetzt und diese in einem Stufenplan festgeschrieben. Zudem haben wir die Programme "NEUSTART KULTUR" und damit auch "NEUSTART AMATEURMUSIK", das Förderprogramm zur Erhaltung und Wiederbelebung der Amateurmusik in Pandemiezeiten, befürwortet und zwischenzeitlich verlängert. In der aktuellen Legislaturperiode haben wir Freie Demokraten uns unter anderem für den Aufbau eines Amateurmusikfonds stark gemacht und entsprechende Mittel bereitgestellt.

Wie positioniert sich Ihre Partei zur Forderung eines Cultural Deals?

Wir Freie Demokraten stehen den Kernaspekten des sogenannten Cultural Deal for Europe aufgeschlossen und positiv gegenüber. Der Cultural Deal for Europe zielt darauf ab, Kultur in die breite EU-Politik zu integrieren, die Finanzierung des Kulturbereichs sowie die Arbeitsbedingungen für Kulturschaffende zu verbessern. Kultur und kulturelles Erbe stärker in das Zentrum europäischer Politik zu stellen, ist wichtig und richtig. Im Bereich der kulturellen Diplomatie wollen wir, dass Kultur in der Außenpolitik der EU eine größere Rolle spielt. Dazu sollen Kommission, Europäischer Auswärtiger Dienst und Kulturinstitute der Mitgliedstaaten effizienter zusammenarbeiten. Die EU ist ein reicher, vielfältiger kultureller Raum von großer Strahlkraft. Dieses kulturelle Potential für globalen Werte- und Zukunftsdialog soll auch gezielter genutzt werden, um die Attraktivität des liberalen Modells in Konkurrenz zu autoritären Systemen herauszustellen. Die Kulturinstitute der Mitgliedstaaten arbeiten in Pilotprojekten gut zusammen. Es bedarf daher keiner neuen, teuren Strukturen. Auch im Bereich der Einbindung und Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft befürworten wir das Anliegen des Cultural Deals. Gleiches gilt für Verbesserungen bei Arbeitsbedingungen und der Förderung von Nachhaltigkeit und Chancengerechtigkeit. Zu all diesen Aspekten haben wir uns auf nationaler Ebene im Koalitionsvertrag eingesetzt und wichtige Akzente gesetzt, die bereits umgesetzt worden sind oder noch umgesetzt werden sollen.

Die EU ist nicht nur ein Wirtschaftsbündnis, sondern auch ein Kulturraum, der gestaltet ist. Dieser Europäische Kulturraum wird durch Zusammenarbeit im ehrenamtlichen und privaten Kontext gestärkt. Wie stärkt Ihre Partei zivilgesellschaftliches Engagement in der Amateurmusik und warum?

Die kulturelle Vielfalt Europas spiegelt sich in den Mitgliedstaaten, Sprachen, Medien- und Kulturangeboten sowie dazugehörigen Netzwerken wider. Diese Vielfalt wollen wir erhalten und fördern. Wir stehen für eine lebendige Kulturszene und die Entfaltung individueller Kreativität. Wir wollen die Vielfalt und die Freiheit des Kulturlebens sichern und für alle Menschen in Europa zugänglich machen. Die Amateurmusik ist ein wichtiger Pfeiler dieser europäischen Kulturvielfalt, denn Chöre und Amateurmusik bringen nicht nur Menschen zusammen, sondern verbinden, emotionalisieren und schaffen niedrigschwellige Teilhabe. Zudem fördert das gemeinsame Singen auch die Gesundheit, sodass Amateurmusik auch im medizinisch-therapeutischen Umfeld zunehmend an Bedeutung gewinnt. Diese vielfältigen Aufgaben werden primär durch ehrenamtliches Engagement getragen. Das Ehrenamt ist für uns Freie Demokraten generell ein wichtiger Grundpfeiler unserer Gesellschaft und des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ehrenamt, Sport und Kultur wollen wir durch gute Rahmenbedingungen unterstützen. Insbesondere wollen wir auch grenzüberschreitende Aktivitäten gemeinnütziger Organisationen in der EU erleichtern.

Amateurmusik ermöglicht Mitwirkung, Mitbestimmung und Mitgestaltung. 4 Millionen Menschen engagieren sich allein in Deutschland in der Amateurmusik. Wie sieht und unterstützt Ihre Partei die Wirkung von Amateurmusikensembles auf die gelebte Demokratie in Deutschland und im europäischen Kontext?

Wir Freie Demokraten sehen die 4 Millionen Menschen allein in Deutschland in der Amateurmusik und schätzen Ihre Leidenschaft und Arbeit in den verschiedenen Vereinen bzw. Ensembles sehr, da sie einerseits für Engagement, Enthusiasmus, Gemeinschaftlichkeit, Verbundenheit stehen und andererseits kulturelle wie gesellschaftliche Vielfalt ausdrücken und befördern. Neben den grundsätzlichen Vorteilen des Ehrenamts und des zivilgesellschaftlichen Zusammenwirkens über alle Altersklassen hinweg, erreicht die Amateurmusik in Deutschland mit Projekten wie dem „SingBus“ oder „3. Oktober - Deutschland singt und klingt“ viele ländliche Räume und schafft so kulturelle Vielfalt, kulturelle Räume und einen Werte- sowie Zukunftsdialog, der Demokratie befördert. Diese nationalen Leuchtturmprojekte der Amateurmusik können auf europäischer Ebene als Vorbild für ähnlich gelagerte Projekte dienen. Mit dem Programm „Kreatives Europa“ gibt es ein Netzwerk, um die kulturelle Vielfalt und demokratische Werte auch über die Amateurmusik zu fördern und sichtbar zu machen.

Wie setzt sich Ihre Partei im europäischen Kontext für die Förderung der Amateurmusik ein?

Die Amateurmusik ist ein wertvoller Teil der Kultur in Deutschland und Europa. Wir wollen die kulturelle Bildung stärken und sehen die Amateurmusik als einen Teil dessen an. Durch mehr kulturellen Dialog, den Ausbau von Austauschprogrammen in der Bildung (Erasmus+) und gemeinsame europäische Bildungsinhalte wollen wir das Verständnis füreinander stärken. Gerade in Zeiten neuer gemeinsamer politischer und wirtschaftlicher Herausforderungen ist und bleibt der Kulturaustausch das Sprachrohr zur Verständigung. Dies ist insbesondere bei einem Nachfolgeprogramm zu „Kreatives Europa“ zu berücksichtigen, das den innereuropäischen Austausch von Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturgütern in den Mittelpunkt stellen sollte. Wir wollen hier dafür sorgen, dass Bürokratie abgebaut wird, indem die Antragsformalitäten vereinfacht werden.

Fördermittel der EU sind für zivilgesellschaftliche Akteure häufig schwerer sichtbar oder erreichbar. Wie setzt sich Ihre Partei dafür ein, dass sie leichter verfügbar sind und da ankommen können, wo sie dringend gebraucht werden?

Die kulturelle Vielfalt Europas spiegelt sich in den Mitgliedstaaten, Sprachen, Medien- und Kulturangeboten sowie dazugehörigen Netzwerken wider. Diese Vielfalt wollen wir erhalten und fördern. Wir stehen für eine lebendige Kulturszene und die Entfaltung individueller Kreativität. Wir wollen die Vielfalt und die Freiheit des Kulturlebens sichern und für alle Menschen in Europa zugänglich machen. Auch bei EU-Förderungen sollte gelten, dass die beste Idee, das beste Projekt sich durchsetzt - ganz gleich ob ehrenamtlich oder professionell. Dies gelingt nur, wenn wir Vielfalt zulassen und fördern. Dafür müssen einerseits Bürokratie abgebaut und andererseits digitale Zugänge geschaffen werden, die bekannter werden und niedrigschwellig nutzbar sind.

Wie steht Ihre Partei dazu, dass die Mobilität von Jugendlichen zur Teilnahme an internationalen Festivals und anderen Projekten ermöglicht wird, damit kultureller Austausch für diese erlebbar bleibt – auch in Zeiten des Green Deals?

Die Mobilität von Kindern, Jugendlichen sowie Beschäftigten und Selbstständigen wollen wir weiter stärken. Kulturelle Vielfalt findet durch kulturellen Austausch statt, der vor Ort sichtbar und erlebbar wird. Wir wollen unter anderem das Programm Erasmus+ stärken, das nicht nur Individuen die Vielfalt Europas näherbringt, sondern auch Jugendorganisationen in ihrer Arbeit stärkt. Insbesondere wollen wir über diese gezielte finanzielle Unterstützung von Jugendverbänden die Bildungsmobilität in der EU erhöhen und die länderübergreifende Zusammenarbeit von nationalen Verbänden und Organisationen stärken. Wir fordern zudem eine rasche Umsetzung einer EU-einheitlichen Digitalisierung des Visaverfahrens. Diese ist die Voraussetzung für eine vereinfachte Einreise von Kreativen, Touristen und Geschäftsreisenden aus Drittstaaten, die Schengen-Visa für die Einreise als Kurzzeitbesucher benötigen. Alle Anträge auf Schengen-Visa werden über eine einheitliche Website gestellt – eine Visumantragsplattform, die die Anträge an die nationalen Visasysteme weiterleitet. Wenn diese umgesetzt ist, werden die EU-Staaten als Destinationen für visapflichtige Reisende aus Drittstatten deutlich attraktiver.

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