Deutscher Franchiseverband e.V.
Welche Wachstumsmöglichkeiten sehen Sie zukünftig für die Franchisewirtschaft und welchen Stellenwert räumen Sie dieser Art von Unternehmenskooperationen selbstständiger Unternehmer im europäischen Kontext ein?
Die FDP legt großen Wert auf die Bedeutung der Franchisewirtschaft, die eine wichtige Rolle in unserem Wirtschaftsleben spielt. Franchiseunternehmen tragen zur Stärkung des Wettbewerbs und zur Förderung von Innovationen bei. Die Vorzüge der Franchisewirtschaft, wie Flexibilität und die Nutzung eines bewährten Geschäftsmodells, können ein großer Faktor für den Erfolg dieser Unternehmenskooperationen sein. Durch die Zusammenarbeit zwischen Franchisegebern und Franchisenehmern können Synergieeffekte genutzt und Risiken reduziert werden. Es ist wichtig zu betonen, dass derartige Unternehmenskooperationen innerhalb des bestehenden Rechtsrahmens einen wertvollen Beitrag zum EU-Binnenmarkt leisten können. Sie fördern den freien Waren- und Dienstleistungsverkehr und tragen zur Schaffung eines dynamischen und integrativen Wirtschaftsumfelds bei. Die FDP setzt sich deshalb dafür ein, dass die Franchisewirtschaft weiterhin gestärkt und gefördert wird, um den Unternehmergeist zu unterstützen und den EU-Binnenmarkt zu stärken.
Die rückläufige Zahl der Existenzgründungen belastet auch die Franchisewirtschaft. Ein verantwortlicher Faktor ist die mangelnde Wertschätzung gegenüber dem Unternehmertum. Wie planen Sie die Unternehmenskultur zu stärken, um mehr Menschen zur Selbstständigkeit zu motivieren?
Die FDP bekennt sich klar zur marktbasierten Förderung des Unternehmertums als Motor für wirtschaftliches Wachstum und Innovation. Unternehmerinnen und Unternehmer spielen eine entscheidende Rolle für die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Entwicklung neuer Technologien und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. Es ist an der Zeit, dass Unternehmertum die gebührende Wertschätzung erfährt, die es verdient. Unternehmerinnen und Unternehmer sind Risikoträger, Innovatoren und Treiber des Fortschritts. Ihre Kreativität und Entschlossenheit sind von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit.
Um die Unternehmerkultur zu stärken, müssen wir Rahmenbedingungen schaffen, die Unternehmertum fördern und belohnen. Dazu gehören beispielsweise die Senkung der Unternehmenssteuern, massiver Bürokratieabbau, besserer Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten wie Wagniskapital und auch ganz grundsätzlich eine gesellschaftliche Kultur der Risikobereitschaft und Innovation. Es ist wichtig, dass wir Unternehmerinnen und Unternehmer ermutigen und unterstützen, damit sie ihr volles Potenzial entfalten können. Eine gestärkte Unternehmerkultur schafft Chancen für alle und trägt dazu bei, dass unsere Gesellschaft dynamisch und innovativ bleibt. Die FDP setzt sich daher entschieden für eine Stärkung der Unternehmerkultur in Deutschland und Europa ein.
Wie stehen Sie zu einer europäischen Existenzgründungsförderung, gegebenenfalls auch ermessensfrei?
Wir Freie Demokraten wollen Deutschland und Europa zu modernen Gründerstandorten machen. Dazu gehört natürlich auch Gründungsförderung. Die europäische Existenzgründungsförderung umfasst bereits zahlreiche Programme und Initiativen. Sie bieten eine Vielzahl von Ressourcen und Finanzierungsmöglichkeiten für angehende Unternehmer und Start-ups. Einige der wichtigsten Programme sind der Europäische Sozialfonds (ESF), Horizont Europa, Erasmus für Jungunternehmer, das COSME-Programm und das Enterprise Europe Network (EEN). Sie bieten Unterstützung in Form von Finanzierung, Beratung, Schulungen und Netzwerken, um angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen zu helfen und ihnen den Zugang zum Markt zu erleichtern.
Neben diesen bereits existenten Fördermodellen auf EU-Ebene wollen wir insbesondere eine europäische Venture-Capital-Verordnung durchsetzen, die beste Bedingungen für Wagniskapital schafft. Ein „Zukunftsfonds Europa“ könnte durch entsprechende Risikobündelung Venture Capital an zukunftsträchtige Unternehmen vergeben. Zudem setzen wir uns für eine Vereinheitlichung der Regeln zum Crowdfunding in der EU ein. Wir wollen außerdem ein unabhängiges Inkubator-Programm etablieren, das europaweit in großer Zahl Unternehmensgründungen anregt, coacht und zur Finanzierung über privates Wagniskapital bringt.
Über die Hälfte der Bürokratiebelastung kommt aus der EU. Besonders betroffen sind deutsche Existenzgründer und Selbständige. Dies belastet die Franchisewirtschaft erheblich. Welche Maßnahmen planen Sie, um EU-Bürokratie abzubauen und Gründer sowie Selbständige zu entlasten?
Unter EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) wurde fortlaufend zusätzliche Bürokratie geschaffen. Mittlerweile sind 57 Prozent der bürokratischen Belastungen in Deutschland auf EU-Gesetze zurückzuführen. Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Betriebe, sowie Selbstständige sehen sich daher gezwungen, wertvolle Energie und Zeit für die Bewältigung immenser bürokratischer Anforderungen aufzuwenden. Wir Freie Demokraten wollen deshalb eine Trendwende für einen radikalen Bürokratieabbau einleiten. Nur so kann die EU als Wirtschaftsstandort international wettbewerbsfähig sein und Motor für neues Wachstum und Wohlstand werden. Dazu fordern wir einen „Bureaucracy Reduction Act“. Wir wollen die Wirtschaft von mindestens 50 Prozent der Bürokratielasten befreien. Für jede neue Belastung durch EU-Regulierung müssen gemäß der „One in, two out“-Regel bestehende Belastungen in doppeltem Umfang abgeschafft werden. Wir fordern außerdem eine systematische Erfassung der Bürokratiekosten resultierend aus EU-Rechtsvorschriften. Eine Übererfüllung von EU-Anforderungen („Gold Plating“) lehnen wir ebenso ab wie die unverhältnismäßigen Belastungen für den Mittelstand durch die EU-Lieferkettenrichtlinie.
Das wachsende Ungleichgewicht zwischen multinationalen Konzernen und KMUs, gefördert durch gesetzliche Privilegien, belastet auch die Franchisewirtschaft. Wie planen Sie das Gleichgewicht wiederherzustellen, fairen Wettbewerb zu sichern und Vielfalt sowie Innovation im europäischen Markt zu fördern?
Die EU braucht einen echten Mittelstandskommissar, der sich um faire Wettbewerbsbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen sowie um Bürokratieabbau kümmert. Er muss sicherstellen, dass auf EU-Ebene keine Regelungen eingeführt werden, die von Mittelständlern nicht umgesetzt werden können, und Vorschläge für die Änderung oder Abschaffung bestehender Regelungen erarbeiten, wenn sie den Mittelstand über Gebühr belasten. Klar ist jedoch auch, dass die Marktmacht großer Konzerne unter besondere Beobachtung gestellt werden muss. Auch dies zählt für uns zu den Aufgaben eines EU-Mittelstandskommissars. Dadurch wollen wir den fairen Wettbewerb im Rahmen des bestehenden Wettbewerbsrechts langfristig sichern.