Deutscher Jagdverband
Wie wollen Sie bessere Voraussetzungen für ein aktives Bestandsmanagement des Wolfes schaffen? Werden Sie sich für eine Flexibilisierung des Wolfsmanagements einsetzen, insbesondere eine Anhangsänderung bei der Berner Konvention und der FFH-Richtlinie?
Die Population des Wolfes hat sich Dank der Anstrengungen beim Arten- und Biotopschutz erholt. Mit der Zunahme der Wolfsbestände entstehen jedoch regional auch immer größere Schwierigkeiten, beispielsweise für Schäfer und Landwirte mit Weidetieren. Wir Freie Demokraten treten deshalb dafür ein, dass zunächst auf nationaler Ebene ein aktives Bestandsmanagement im Rahmen der bereits jetzt bestehenden Spielräume des geltenden EU-Rechts etabliert wird. Denn der Wolf muss, genau wie andere Wildarten, entsprechend seiner Entwicklung reguliert werden. Wir fordern zudem die EU-Kommission auf, die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) zu ändern und den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen und an die Realität anzupassen. Konkret muss der Wolf in den Anhang V der FFH-Richtlinie überführt werden, damit flexiblere Regeln zur Entnahme gelten können. Des Weiteren wollen wir die Bestandserhebung vereinfachen und das Meldesystem entbürokratisieren.
Was tun Sie für die Anerkennung der Jagd als wichtige unterstützende Säule im Artenschutz? Werden Sie sich für eine konsequente Umsetzung des AIHTS-Abkommens und damit für den Erhalt einer tierschutzgerechten Fangjagd einsetzen?
Wir Freie Demokraten sehen die Jagd als gelebten Natur- und Biotopschutz. Die Hege des heimischen Wildes ist wichtiger Bestandteil des Umweltschutzes, aber auch einer funktionierenden Agrar- und Forstwirtschaft. Wir Freie Demokraten wissen, dass beim Schutz von Bodenbrütern wie Rebhuhn, Feldlerche oder Auerwild eine unbürokratische Prädatorenregulierung zwingend notwendig ist. Dazu zählt auch die Fallen- und Fangjagd. Die internationalen Standards, die durch das AIHTS-Abkommen implementiert wurden, werden von deutschen Jägern bereits traditionell gepflegt. Unserer Ansicht nach bietet das AIHTS-Abkommen eine Chance, gesellschaftlich anerkannte und tierschutzgerechte Regelungen zur Fangjagd unter Beachtung des Bestandsschutzes zu gestalten. Weiteren unnötigen Bürokratieaufbau in Form zusätzlicher Sachkundenachweise zur Fang- und Fallenjagd lehnen wir Freie Demokraten ab.
Werden Sie sich im Rahmen der geplanten Regelungen zum Tierschutz dafür einsetzen, dass Gebrauchshundezucht und-ausbildung im bisherigen Rahmen möglich bleiben und das vorbeugende Kupieren der Rute von Jagdhunden (unter den bisher schon geltenden Voraussetzungen) weiterhin zulässig bleibt?
Der Einsatz von gut ausgebildeten Jagdhunden erleichtert dem Jäger sein Handwerk und trägt maßgeblich zur Wahrung von Tierschutz und Tierwohl des Wildes bei. Die Zucht gesunder, langlebiger und harter Jagdhunderassen werden wir weiter ermöglichen. Der Betrieb von Schliefanlagen unter der Leitung zertifizierter Schliefwarte zu Ausbildungszwecken soll ebenfalls fortgeführt werden können. Wir setzen uns auf EU-Ebene dafür ein, dass auch das vorsorgliche Kupieren anerkannter Jagdhunderassen im Welpenalter zum Schutz vor Verletzung weiterhin zulässig bleibt.
Setzen Sie sich dafür ein, dass Jagdtrophäen, die nachweislich aus der nachhaltigen Jagd stammen, in EU-Staaten eingeführt werden können?
Wir Freie Demokraten sind der Auffassung, dass Jagdtrophäen aus nachweislich nachhaltiger Jagd auch weiterhin in EU-Staaten eingeführt werden können. Dies hat große Vorteile für die lokale Bevölkerung in den Ländern, in denen die Jagd stattfindet, und schadet den Populationen nicht. Daher besteht aus Sicht der FDP kein Grund, dies weiter einzuschränken. Wir Freie Demokraten setzen uns auf nationaler Ebene für die 1:1 Umsetzung des EU-Rechts ein und lehnen weitere nationale Alleingänge bei Einfuhrbeschränkungen klar ab.
Wie wollen Sie sich im Rahmen der anstehenden Erarbeitung einer neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für die Lebensräume des Niederwildes und mehr Biodiversität in Offenlandflächen einsetzen?
Wir Freie Demokraten verfolgen das Ziel, Arten- und Naturschutz durch Regulierungen mit Augenmaß, statt durch starre Auflagen für die Jägerschaft zu erreichen. Wir setzen uns daher für unbürokratische Kooperationen von Landwirten und Jägern sowie Naturschutzverbänden ein. Unserer Ansicht nach kann ein ergebnisorientierter Natur- und Artenschutz niemals durch pauschale Verbote oder Bewirtschaftungsauflagen gelingen. Wir Freie Demokraten sind daher der Auffassung, dass die Gemeinsame Agrarpolitik ein Update braucht. Wir wollen weg von starren Vorgaben, prozentualen Flächenstilllegungen und regional unangepassten Maßnahmen. Wir setzen uns dafür ein, das Angebot an Handlungsoptionen für die Landwirte zu verbreitern und ihnen ihre unternehmerische Freiheit zurückzugeben. Dadurch ermöglichen wir ihnen, die Ressourcen effizienter zu nutzen und dadurch beispielsweise Strukturelemente wie Hecken, Feldraine oder Blänken sinnvoll zu integrieren, statt sie ihnen aufzuerlegen.
Wie sollte das geplante Verbot von Blei als Munitionsbestandteil in der REACH-Verordnung umgesetzt werden? Halten Sie längere Übergangsfristen und umfassendere Ausnahmen für mit Auffangsystemen ausgestattete Schießstände für sinnvoll, als es der bisherige Vorschlag der ECHA vorsieht?
Auch wenn der Stahlschrotbeschuss für ältere Waffen oft nicht möglich ist, so sind dennoch schon jetzt viele Jagdwaffen aufgrund der Regelungen auf Landesebene auf bleifreie Munition umgeschossen. Da der Einsatz von bleihaltiger Munition aus jagdlicher Sicht aber auch Vorteile hat, vor allem beim Beschuss von Flugwild, stellt das Verbot für Jäger eine Herausforderung dar. Die in der REACH-Verordnung vorgesehene Übergangsfrist lief bis zum 15. Februar 2023 und gilt daher bereits. Wir Freie Demokraten werden auf Länderebene darauf hinwirken, dass ein einheitlicher Vollzug gewährleistet wird, um Rechtsunsicherheiten zu vermeiden. Außerdem werden wir die Möglichkeiten der Ausnahmegenehmigungen und Übergangsfristen für Schießstände in betroffenen Gebieten prüfen, insbesondere, wenn sie nur unter der Voraussetzung des Einsatzes von Bleimunition genehmigt worden sind.
Welchen Änderungsbedarf sehen Sie bei den europäischen Regelungen zum Waffenbesitz, insbesondere der Feuerwaffenrichtlinie?
Deutschland hat eines der strengsten Waffengesetze weltweit. Wir Freie Demokraten setzen uns auf EU-Ebene dafür ein, dass die Standards für Sicherheit und Zuverlässigkeit auch in anderen Mitgliedstaaten eingehalten werden, damit das Risiko, das von illegalen oder unsachgemäß gehandhabten Waffen ausgeht, stetig verringert wird. Die Registrierung von Waffen und Waffenbesitzern sowie der Austausch von Daten muss höchsten datenschutzrechtlichen Anforderungen genügen und darf nicht in überbordende Bürokratie münden und somit der waidgerechten Jagd im Wege stehen. Die detaillierten Regelungen zur Unbrauchbarmachung und zu Salutwaffen halten wir für wenig zielführend. Auch die für den Europäischen Feuerwaffenpass notwendigen Auflagen sind sachlich nicht begründbar und sollten nach Ansicht von uns Freien Demokraten daher entfallen.
Unterstützen Sie das Wahlmanifest von FACE (zusammenfassend: Praktikable, verhältnismäßige Entscheidungen zu Jagd und Naturschutz und Umsetzung von FFH- und Vogel-RL, Achtung von Subsidiarität, ländlichem Raum, Kulturerbe Jagd und Rolle der Jagd für den Naturschutz; Intergruppe zur Jagd)?
FACE vertritt derzeit fast 7 Millionen Jäger in der EU und stellt damit ein wichtiges Sprachrohr der grünen Branche dar. Wir Freie Demokraten unterstützen den Wunsch nach Verlässlichkeit, Verhältnismäßigkeit und Freiheit. Jäger jagen traditionell und überwiegend ehrenamtlich. Sie tragen erheblich zum Erhalt der Kulturlandschaft bei und dafür verdienen sie Anerkennung statt Stigmatisierung und Gängelung durch staatliche Bevormundung. Die FDP setzt sich für die 1:1 Umsetzung von EU-Recht ein, damit den Belangen aller Beteiligten ausgewogen Rechnung getragen wird.