Deutscher Angelfischerverband e.V.
Eine halbe Million organisierte Angler sind aktive Naturschützer an den deutschen Gewässern. Die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur wird zukünftig eine große Rolle spielen. Wie sehen Sie dabei die Rolle der Angler und wie möchten Sie diese bei der Umsetzung der Verordnung einbinden?
Wir Freie Demokraten stehen fest an der Seite der Angler, die eine aktive ökologische Ausgleichsfunktion für den ländlichen Raum einnehmen. Angelvereine und ihre Mitglieder leisten Erhebliches für den angewandten und organisierten Naturschutz. Sie erbringen dafür einen hohen persönlichen Aufwand. Angler führen Besatzmaßnahmen durch, pflegen die Ufer, halten die Gewässer sauber und renaturieren sie. Darüber hinaus übernehmen Angler auch hoheitliche Aufgaben, wenn sie beispielsweise in der Fischereiaufsicht tätig sind. Viele Gewässer wären ohne Angler in einem weit schlechteren Zustand, als dies heute der Fall ist. Sie ermöglichen damit ehrenamtlich und mit dem Einsatz umfangreicher eigener Mittel einen umfassenden Schutz von Flora und Fauna auch unterhalb der Wasseroberfläche. Darüber hinaus ist das Angeln ein ganz praktischer Weg, großen Teilen der Bevölkerung ein vertieftes Verständnis und Erleben von Prinzipien der Nachhaltigkeit im Umgang mit Natur und natürlichen Ressourcen zu ermöglichen. Unter EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) wurde fortlaufend zusätzliche Bürokratie, auch für die Bewirtschaftung von Gewässern, gegen die Interessen der Nutzer von Wasserflächen geschaffen. Wir gehen einen anderen Weg und wollen den Natur- und Artenschutz partnerschaftlich mit der Branche voranbringen und setzen uns daher für kooperative Ansätze ein.
Unsere Gewässer befinden sich in keinem guten biologischen Zustand, besonders in Hinblick auf den Erhalt/Wahrung der Biodiversität. Ursachen liegen hier auch mit im ungenügenden Prädatorenmanagement. Welche Maßnahmen zum aktiven Schutz der Fischfauna erachten Sie in dieser Hinsicht als sinnvoll?
Wir Freie Demokraten sehen, dass beim Schutz von Biodiversität und Artenvielfalt eine unbürokratische Prädatorenregulierung zwingend notwendig ist. Daher wollen wir ein modernes Wildtiermanagement, das unter anderem eine Bejagung des Kormorans ermöglicht. Für ein ausgewogenes „Beute zu Beutegreifer“-Verhältnis ist die Jagd unerlässlich. Angesichts der zum Teil stark gewachsenen Kormoranpopulationen sollte der Kormoran als jagdbare Art ins Bundesjagdgesetzes aufgenommen werden. Damit ein praktikables Management möglich wird, muss der Schutzstatus auf EU-Ebene geändert werden. Dabei darf es nicht bei Wahlkampfversprechungen bleiben, sondern es ist dringend Handeln der EU-Kommission geboten.
Europäische Vorgaben (bspw. COM(2022) 304) sehen eine Ausweitung von Schutzgebieten vor. In der nationalen Umsetzung Deutschlands resultierten daraus häufig Nullnutzungszonen. Wie bewerten Sie die Effektivität von Nullnutzungszonen und welche Alternativen sehen Sie?
Wir Freie Demokraten wollen den Naturschutz effektiver ausgestalten statt pauschale Einschränkungen wie Nullnutzungszonen für den Angelsport zu verhängen. Wir brauchen mehr Anreize für integrierten Naturschutz und keine pauschalen Nutzungsverbote von knapper Fläche in Deutschland. Daher wollen wir den Naturschutz, die Nahrungsmittelerzeugung, den Angelsport und den Flächenbedarf für Infrastruktur, Wohnraum und die Ansiedlung von Unternehmen stärker in Einklang bringen, statt durch Verbote und Eingriffe ins Eigentum Konflikte zu schüren. Dem Anliegen des Naturschutzes wird dadurch im Endeffekt sogar eher geschadet.
Für Aal, Dorsch und Lachs bestehen aktuell Fangverbote/Fangbegrenzungen für die Angelfischerei, obwohl der gegenwärtige Zustand der Bestände nachweislich andere Ursachen hat (bspw. Habitatverlust, Eutrophierung). Halten Sie die momentanen Einschränkungen für einen effektiven Lösungsansatz?
Wo es Vorschläge aus der Praxis für notwendige Gesetzesänderungen oder andere Anliegen gibt, haben die Angler in uns einen Ansprechpartner, der ihnen zuhört. Wir vertrauen dem gut ausgebildeten Angler, der jeweils am besten einschätzen kann, ob ein gefangener Fisch entnommen werden muss oder zum Beispiel als produktiver Laichfisch wieder zurückgesetzt werden kann. Die Angeltätigkeit ist aus unserer Sicht kein Gegenpart zu Naturschutzzielen. Deswegen lehnen wir auch pauschale Verbote und Beschränkungen der Angelei aus Arten- und Bestandsschutzgründen ab, insbesondere pauschale Nachtangelverbote oder Nullnutzungsgebote von Gewässern. Wir wollen daher stattdessen effektive Lösungsansätze gemeinsam mit den Anglern erarbeiten.
Die Angelfischerei hat an Küstengebieten häufig eine höhere Bedeutung in der Wertschöpfung als die Berufsfischerei. In der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) wird sie bisher aber nicht gleichrangig behandelt. Wie werden Sie sich für eine Gleichbehandlung der Freizeitfischerei einsetzen?
Die derzeitige Struktur der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) ist viel zu komplex und kompliziert geworden. Wir Freie Demokraten wollen eine generelle Vereinfachung und dafür sorgen, dass Innovationen und Investitionen stärker gefördert werden. Die Anliegen der Freizeitfischerei haben wir dabei im Blick.
Angler haben bei der Heranführung von Kindern und Jugendlichen an die aktive Naturschutzarbeit und die Vermittlung von gesellschaftlichen Werten eine hohe Verantwortung. Wie schätzen Sie den gesellschaftlichen Wert der Arbeit der organsierten Angelfischer ein?
Wir Freie Demokraten schätzen das Angeln als wichtige Naturverbundenheit, denn die Vereine und Mitglieder sind die Umweltschützer vor Ort, die sich um eine gesunde Flora und Fauna unserer Gewässer kümmern. Gleichzeitig ist das Angeln an der frischen Luft für viele Menschen Erholung und ein spannendes und nachhaltiges Hobby, das altersübergreifend und interkulturell eine Gemeinschaft pflegt. Den Zuspruch, den das Angeln während der Coronakrise erfahren hat, wollen wir nun nachhaltig in der Gesellschaft verankern. Wir lehnen es klar ab, wenn gewisse Organisationen untersagen wollen, dass Kindern und Jugendlichen der Angelsport in der Schule nahegebracht werden kann. Wir Freie Demokraten wollen wertvolle Bildungsprojekte zum Angelsport in Schulen weiter fördern.
Die Reduktion von Nährstoffeinträgen in die Ostsee ist dringend erforderlich, um das gefährdete Ökosystem und seine Bewohner zu schützen. Welche strategischen Maßnahmen wird ihre Partei ergreifen, um die Ostsee zu schützen?
Wir Freie Demokraten wollen Natur- und Artenschutz partnerschaftlich mit allen Akteuren statt über pauschale Verbote erreichen. Im Hinblick auf Nährstoffeinträge in Gewässer, die der Biodiversität schaden, wollen wir praxistaugliche Lösungen forcieren. Aus diesem Grund setzen wir uns in der Landwirtschaft für moderne und digitale Lösungen bei der Düngung ein, sodass negative Umwelteinflüsse minimiert werden.
In DE gibt es ca. 7.300 Wasserkraftanlagen (WK). Der Anteil der Bruttostromerzeugung aus WK liegt bei ca. 3%. Die Kleine WK hat ein unverhältnismäßig hohes Schädigungspotential. Was unternehmen Sie, um den Anteil der Kleinen WK zugunsten der Artenvielfalt und Gewässerentwicklung zu reduzieren?
Wir Freie Demokraten sehen den vielerorts entstandenen Konflikt zwischen Arten- und Naturschutz und der Erzeugung von Erneuerbarer Energie. Umso wichtiger ist es uns, gemeinsam mit allen Akteuren vernünftige Lösungen zu finden. Da wir uns der Verantwortung für unsere heimischen Gewässer bewusst sind, setzen wir deshalb auf die Ertüchtigung der Wasserkraftanlagen, sodass deren negativer Einfluss auf die Gewässerökosysteme weiter reduziert wird.