Chancengerechtigkeit: Kind lernt digital vor Laptop

CHANCENGERECHTIGKEIT: AUS DER CORONA-KRISE DARF KEINE BILDUNGSKRISE WERDEN

  • Die Corona-Krise darf nicht zu einer fundamentalen Chancen-Krise für Kinder und Jugendliche werden. 
  • Die aktuelle Situation zeigt deutlich die Versäumnisse unseres Bildungssystems und wie wichtig digitale Lernangebote sind.
  • Wenn der Staat seine Schulpflicht nicht vor Ort gewährleisten kann, muss er leistungsfähige digitale Alternativen anbieten.
Damit aus der Corona-Krise keine Bildungskrise wird: Schülern schnell und unkompliziert Bildungsangebote zur Verfügung stellen.
– Katja Suding

Die Corona-Krise legt offen, wie groß die Lücken in der digitalen Versorgung im Bildungsbereich sind und welche gravierenden Unterschiede zwischen den Schulen bestehen. Der harte Lockdown führt erneut zu starken Einschränkungen bei Schulen und Kitas. Das Lernen von zu Hause ist für die Schulen, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler, ein unglaublicher Kraftakt.

Mehr Unterstützung bei der Digitalisierung der Schulen sollte der am 17. Mai 2019 in Kraft getretene Digitalpakt liefern. Aber die Praxis sieht anders aus: Nach jahrelangem Gerangel wurde das 5,5-Milliarden-Euro-Paket letzten Sommer zwar endlich beschlossen. Viel Geld ist allerdings noch nicht geflossen: Die Bundesländer haben von den fünf Milliarden Euro überhaupt erst einen Bruchteil angefordert. Dabei bräuchten wir längst einen Digitalpakt 2.0, der dafür sorgt, dass Tablets auch sinnvoll eingesetzt werden können – nämlich dadurch, dass Lerninhalte auf ihnen verfügbar sind, Fortbildungen für Lehrkräfte stattgefunden haben und klare Datenschutzstandards erfüllt sind.

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Bund und Länder müssen ein digitales Bildungssystem schaffen

Es zeigt sich gerade jetzt, dass wir mehr Tempo bei der digitalen Bildung brauchen: Noch immer fehlen technische Geräte und Lehrmaterialien und Schulungen zur Umsetzung.

Die aktuelle Krise ist ein Anlass, den Digitalpakt besser auszustatten und zu verstetigen. Es geht um mehr als die Ausstattung der Gebäude, es geht um den bestmöglichen Unterricht. Für uns ist entscheidend, diese Qualität bundeseinheitlich sicherzustellen. Denn wir sind überzeugt: Wir brauchen eine umfassende Modernisierung des gesamten Bildungssystems – nicht nur in der Schule, sondern auch in der Kita, bei der Weiterbildung und an unseren Hochschulen und Universitäten.

Wir fordern:

  •     einen unkomplizierten Zugang zu Bildung für alle,
  •     die Digitalisierung für individuelles, effizientes und motivierendes Lernen zu nutzen,
  •     bundesweit einheitliche Bildungsstandards und Abschlüsse,
  •     die Verbesserung der frühkindlichen Bildung in Krippen und Kindergärten,
  •     mehr Durchlässigkeit zwischen dualer Berufsausbildung und akademischer Bildung,
  •     privates Bildungssparen, berufliche Weiterbildung und lebenslanges Lernen zu fördern,
  •     Freiheit und Autonomie für Schulen und Hochschulen.

Wir brauchen einen digitalen Quantensprung für unsere Schulen und Berufsschulen. Dazu gehören Onlinekurse mit guten Inhalten, geschultes Lehrpersonal und Zugang zu mobilen Endgeräten für alle. Wir brauchen jetzt einen Digitalpakt 2.0: Denn die angeschaffte Technik muss dauerhaft Eingang in moderne digitale Lern- und Lehrmethoden finden.

Wir wollen Lehrkräfte besser unterstützen und fit machen: Trotz großem Engagements fühlen sich viele Lehrerinnen und Lehrer noch nicht gut genug auf die Digitalisierung vorbereitet. Das wollen wir ändern: Mit einer modernen Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte bundesweit. Während das Smartphone bei Kindern und Jugendlichen zum Alltag gehört, herrscht in den Klassenzimmern oft noch Kreidezeit. Wir wollen unsere Schulen deshalb mit digitalen Klassenzimmern und individuellen Lernkonzepten in die Zukunft bringen. Dazu brauchen wir schnelles Internet in jedem Klassenzimmer. Um Bildung für jede und jeden überhaupt möglich zu machen, müssen Laptops oder Tablets als Lernmittel für wirtschaftlich benachteiligte Kinder anerkannt werden. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit. Denn die bisherigen Versäumnisse dürfen nicht dazu führen, dass die Corona-Krise auch noch eine Bildungskrise zulasten der Schüler nach sich zieht.

Die Politik muss jetzt den Turbo anwerfen

Die aktuellen Schließungen von Schulen und Kitas zeigen die Versäumnisse bei der Digitalisierung unseres Bildungssystems. Damit aus der Corona-Krise keine Chancen-Krise wird, brauchen wir mehr Mittel für Digitalisierung und mehr Investitionen in frühkindliche Bildung. Mehr Budget allein bringt allerdings nichts – denn die Gelder müssen auch abrufbar sein. Das ist derzeit nicht der Fall: Das Geld für die dringend notwendige Digitalisierung der Schulen fließt nicht ab, weil sich Deutschland in Selbst-Verbürokratisierung verliert.

Wir fordern: Politik muss jetzt den Turbo anwerfen. Wenn ein entsprechendes Budget zur Verfügung steht, sollten sich die Kultusminister verpflichten, die digitalen Angebote zu nutzen und auch die Schulen dazu auffordern. Das Geld könnte kurzfristig aus dem Digitalpakt kommen. Denn diese Gelder werden ohnehin nur schleppend abgerufen bzw. haben viele Bundesländer durch unbesetzte Lehrer-Stellen viele Millionen angespart. Diese Töpfe könnte man jetzt verwenden, um aus der Corona-Krise keine Bildungskrise werden zu lassen.

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Wir brauchen eine Öffnung des Digitalpakts

Fest steht: Die Corona-Pandemie verlangt allen auch im Bildungsbereich viel ab. Und auf Dauer können und dürfen wir nicht auf das Improvisationstalent und die Opferbereitschaft der Beteiligten setzen. Viele weitere Wochen oder Monate sind so kaum zu überbrücken. Alle Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler brauchen Zugang zu digitalen Lehr- und Lernmitteln. Als einfache und schnelle Lösung schlagen wir eine Öffnung des Digitalpaktes vor: 5,5 Milliarden Euro stehen dafür bereit. Bislang kann dieses Geld fast ausschließlich in die technische Infrastruktur der Schulen investiert werden, nicht aber in digitale Lernmittel, die in diesen Tagen ganz dringend gebraucht werden.

Der Digitalpakt könnte jetzt viel wirksamer helfen, wenn Bund und Länder ihn ändern würden. Die grundgesetzliche Grundlage dafür ist da: Wir haben bei der letzten Grundgesetzänderung gemeinsam mit den Grünen durchgesetzt, dass der Bund an den Schulen nicht nur in Gebäude, sondern auch in digitale Lernmittel, Fortbildungen von Lehrkräften und Wartung von Servern investieren darf. Diese Möglichkeiten sind im Digitalpakt aber noch nicht berücksichtigt. Bund und Länder sollten diese Option nutzen und den Digitalpakt öffnen. Die Bildungschancen unsere Kinder müssen uns das wert sein!