Bundesvorstand der Liberalen Frauen
Erkenntnisse der Geschlechtermedizin im Sport anwenden
Erkenntnisse der Geschlechtermedizin im Sport anwenden
Erkenntnisse der geschlechtsspezifischen Medizin sollten Einzug in die sportwissenschaftliche Forschung des Spitzensports und der Trainingsmethoden halten.
Wir fordern deshalb:
In den Leistungs- und Olympiastützpunkten sollen während der regulär stattfindenden sportmedizinischen Untersuchungen den Sportlerinnen zusätzlich Möglichkeiten eröffnet werden, medizinische Untersuchungen auch auf die Gynäkologie bezogene sportliche Leistungsfähigkeit in Anspruch zu nehmen.
Dies bedarf der Bereitstellung umfangreicher finanzieller Mittel, um spezifische Studien durchzuführen, welche unter Berücksichtigung der Frauengesundheit die sportliche Leistungsfähigkeit von Athletinnen analysiert und das bestehende Wissen erweitert und vertieft.
Ob Athletinnen während und nach einer Schwangerschaft im Bundeskader verbleiben dürfen, ist von der persönlichen Entscheidung der Trainerinnen oder Sportdirektion abhängig. Die soziale und materielle Absicherung einer Spitzensportlerin ist eine unregulierte Einzelfallentscheidung, die auch nicht mit der sportlichen Leistung im Zusammenhang stehen muss. Staatliche Handlungsoptionen sollten dahingehend geprüft werden, um eine existentielle Grundsicherung für Schwanger- bzw. Mutterschaft zu gewährleisten (Beispiele aus europäischen Nachbarstaaten wie Frankreich, Italien, Spanien können dafür als "Best-Practice Modelle" herangezogen werden).
Wir fordern Aufklärungskampagnen für Leistungssportlerinnen rund um das Thema Schwanger- und Mutterschaft. Ebenso fordern wir mehr Informationskampagnen zum Thema Frauengesundheit im Leistungssport.
Begründung:
Leistungssportlerinnen gehen im Training und Wettkampf über ihre Grenzen. Dennoch sind die Verwirklichungschancen von Sportlerinnen nicht die gleichen, wie die ihrer männlichen Kollegen. Wir sollten uns dafür einsetzen, dass sich die Leistung von Spitzensportlerinnen lohnt und uns für optimale Rahmenbedingungen für ihre sportliche und persönliche Entfaltung einsetzen. Ein Großteil der fehlenden Gleichstellung könnte durch mehr Wissen im Bereich der Gesundheit von weiblichen Leistungssportlerinnen begegnet werden. Die weibliche Physis steht jahrzehntelang nicht im Fokus der Sportwissenschaft, Studien werden vor allem mit männlichen Athleten durchgeführt. Daher muss in der Sportwissenschaft, wie bereits in anderen Bereichen auch, über den „Gender Data Gap“ gesprochen werden. Es ist mittlerweile unbestritten, dass die Leistungsfähigkeit von Spitzensportlerinnen auch durch die Phasen des weiblichen Zyklus bestimmt wird. Es gilt daher, mehr Wissen und Bewusstsein über diesen Sachverhalt zu erlangen und eine Enttabuisierung den weiblichen Zyklus als Teil der Trainerinnenausbildung anzuerkennen. Zyklus-basiertes Training und die damit einhergehende Aufklärung über die Leistungsfähigkeit des weiblichen Körpers hat das Potenzial, die Gesundheit, das Wohlbefinden und die sportliche Leistung von Leistungssportlerinnen zu verbessern.
Weitere Wissenslücken über das gesundheitliche Risiko von Frauen während des Trainings, der Wettkämpfe und kurz- wie langfristige Folgen wie bspw. dem RED-S Syndrom und dem Female Athlete Triad, muss auch durch politisches Handeln ein größerer Fokus gegeben werden.
Quellen:
Athleten Deutschland e.V.:
https://athleten-deutschland.org/einsatz-fuer-frauen-athleten-deutschland-stellt-gleichstellungsziele-vor/
https://athleten-deutschland.org/anhoerung-im-sportausschuss-des-deutschen-bundestages-arbeitsplan-gleichstellung-als-teil-einer-ganzheitlichen-nationalen-spitzensportstrategie-fuer-deutschland/
National Institute of Health:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK430787/