Antragsbuch für den 75. Ordentlichen Bundesparteitag

Bundesvorstand der Liberalen Frauen

Erhebung geschlechtsspezifischer Daten in Medizin und Forschung

Erhebung geschlechtsspezifischer Daten in Medizin und Forschung

Wir fordern einzuhaltende Standards, um Gender Data Gaps zu beseitigen!

Wir fordern die Ampelkoalition auf, der im Koalitionsvertrag vereinbarten Zielsetzung zur Schließung der Datenlücke endlich eine Strategie folgen zu lassen, welche die geschlechtergerechte Forschung und Medizin in den Fokus nimmt. 

Daten müssen zwingend geschlechtsspezifisch erhoben werden und Studienprotokolle müssen qualifizierte geschlechtsspezifische Analysen enthalten. Studien, klinische Forschungen und Ausschreibungen müssen dementsprechend für Frauen und Mädchen gestaltet werden. Auch müssen soziale, ökonomische und physiologische Aspekte dabei künftig stärker in den Fokus gerückt werden. Die Gesundheitswirtschaft, Krankenkassen und die Öffentlichkeit müssen einen einfachen und unkomplizierten Zugriff auf diese Daten haben, um im nächsten Schritt zielführend an der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse arbeiten zu können.

Wir fordern die Ampelkoalition auf, geschlechtsbezogene Unterschiede mit negativer Wirkung in der Versorgung, bei Gesundheitsförderung, bei Prävention und in der Forschung entschieden zu bekämpfen. Zugangsbarrieren, wie bewusste und unbewusste Diskriminierungen (unconscious bias), sollten entgegenwirkende Handlungsempfehlungen gegeben werden.  


Begründung:

Männer und Frauen sind unterschiedlich krank, sie brauchen deshalb differenzierte Therapien und Behandlungen. Noch heute fehlt eine differenzierte Perspektive bei medizinisch relevanten Datenerhebungsverfahren, meist zu Ungunsten von Frauen. Es werden zu wenig oder überhaupt keine Daten weiblicher Probandinnen in medizinischen Studien erhoben, was Forschungsergebnisse einseitig verfälscht und in der Konsequenz Frauen benachteiligt. Ein bekanntes Beispiel sind die Daten zu Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen - die häufigste Todesursache bei Frauen. Der Anteil weiblicher Probandinnen ist vergleichsweise gering (24%). Daraus ergibt sich, dass typische Herzleiden Symptome (Brustenge, ausstrahlende Schmerzen im Arm) von Männern eine dominante Perspektive bei der Diagnose erhalten. Die weiblichen Symptome wie Oberbauchschmerzen, Schweißausbrüche oder Übelkeit werden dagegen als atypisch betrachtet und im schlimmsten Fall zu spät oder gar nicht diagnostiziert. Studien zufolge erhalten Frauen mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 % doppelt so häufig wie Männer eine Fehldiagnose.

Der Gender Data Gap führt daher in einer logischen Kausalität zu unzureichenden Studien von Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten bei Frauen. Eine geschlechtsdifferenzierte Sichtweise trägt zur geschlechtsadäquaten Gesundheitsförderung und Prävention bei, ermöglicht eine differenzierte Diagnostik, erhöht die Qualität der Behandlung für Frauen und Männer und trägt zur Identifikation spezifischer Ressourcen bei.

 

Quellen:

Köber Stiftung

https://koerber-stiftung.de/mediathek/gertraud-stadler-setzt-sich-fuer-gendersensible-gesundheitsforschung-ein/

Ärtzeblatt: 

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/146706/Digitalisierung-Genderbias-in-Daten-muss-beendet-werden 

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