FDP wählt Lydia Hüskens als Spitzenkandidatin zur Landtagswahl
Ein Parteitag in Wittenberg wählte am Samstag eine neue Spitzenkandidatin: Mit der Vize-Chefin Lydia Hüskens als Spitzenkandidatin wird die FDP in den Landtagswahlkampf ziehen.
Die neu gekürte Spitzenkandidatin ist eine erfahrene Landespolitikerin. Hüskens saß bereits zwischen 2002 und 2011 für die Liberalen im Parlament. Bei den folgenden zwei Landtagswahlen reichte es für die FDP nicht für den Sprung über die Fünfprozenthürde, 2016 war es mit 4,9 Prozent der Zweitstimmen denkbar knapp. Das soll sich aber dieses Mal ändern. Denn als Ziel gab Hüskens an, bei der Landtagswahl am 6. Juni 2021 sieben bis acht Prozent der Wählerstimmen zu holen. Entscheidend sei es, wieder ins Parlament zurückzukehren. Doch auch eine Regierungsbeteiligung sei denkbar. „Wir sind eine Partei, der nicht bange ist, zu regieren“, so Hüskens.
In ihrer Bewerbungsrede kritisierte Hüskens die schwarz-rot-grüne Landesregierung. Viele Menschen im ländlichen Raum hätten das Gefühl, Wege zu Schulen, Einkäufen und Ärzten dauerten länger als früher. Zudem stelle sich die Frage, warum Thüringen und Sachsen bei Bildungsvergleichen gut abschnitten, während Sachsen-Anhalt auf den letzten Platz abgerutscht sei. „Sachsen-Anhalt braucht eine bessere Bildungslandschaft. Platz 16 von 16 Bundesländern — jeder junge Mensch muss eine faire Chance haben, einen guten Abschluss zu machen“, fordert Hüskens.
Das Land dürfe den Slogan „modern denken“ nicht nur vor sich hertragen, es gehe um „modern machen“. „Wir brauchen einen neuen Spirit, einen neuen Aufbruch im Land“, so Hüskens. Denn Sachsen-Anhalt verdiene es erstklassig regiert zu werden. Aber: „Die Menschen im ländlichen Raum fühlen sich abgehängt. Die soziale und Verkehrsinfrastruktur müssen erhalten bleiben, wir brauchen 5G an ‚jeder Milchkanne‘. Dann kann man in Genthin leben, in Berlin arbeiten“, fordert die Spitzenkandidatin.
Hüskens ist nicht die einzige, die im Falle eines Wiedereinzugs ins Parlament auf einem aussichtsreichen Platz in eine alte Wirkungsstätte zurückkäme: Unter den ersten Fünf sind neben ihr auch der Landwirt Johann Hauser (Platz 3) und der Jurist Guido Kosmehl (Platz 5), ein Ex-Abgeordneter. Neu dabei sind der frühere Landessportbundchef Andreas Silbersack (Platz 2), sowie die Wissenschaftlerin Kathrin Tarricone. Sie holte für den vierten Listenplatz ohne Gegenkandidaten mit knapp 88 Prozent noch ein besseres Ergebnis als Spitzenkandidatin Hüskens.
Fast alle Kandidaten betonten in ihren Reden, dass Sachsen-Anhalt frischen Wind und einen Aufbruch brauche. Wie passt es dazu, dass die Liberalen auf den ersten Listenplätzen auf altbekannte Gesichter setzen? „Ich halte das für eine gute Mischung“, sagte Hüskens. „Ich hätte Sorgen gehabt, wenn wir sechs Leute aufstellen, die alle noch nie im Landtag waren.“